Tag 03 - Ankunft in Schengen vor der Tour de France
MO, 3. Juli 2017 – Ankunft in Schengen vor der Tour de France
Saarbrücken – Remerschen
Wir laufen zusammen ins Zentrum zum Platz des Unsichtbaren Mahnmals. Hier, vor dem Saarbrücker Schloss, wurden zwischen 1990 und 1993 - jedenfalls anfangs heimlich - durch Kunststudenten die Namen 2146 jüdischer Friedhöfe auf die Unterseite von Pflastersteinen eingemeißelt und anschließend wieder eingefügt. Gegen 11 fahre ich dann los. Die erste Strecke führt wieder entlang der Saar. So komme ich endlich mal vorbei beim Weltkulturerbe Völklinger Hütte. Weiter geht die Fahrt vorbei an Saarlouis, eine weitere Festung von Vauban.
Danach geht es wieder an die Saar. Der Fluss ist schon besonders, denn an ihm scheint sich hier alles auszurichten. So ist der Radweg eingeklemmt zwischen dem Fluss und der Autobahn. Oft ist auf der anderen Flussseite noch eine Bundesstraße, dazu noch eine Bahnstrecke. Mir ist bewusst, dass ich heute lange nicht so unter Zeitdruck stehe wie die ersten beiden Tage der Tour. Entsprechend mache ich öfter Pausen und kaufe ein. Dass ich so langsam bin, hätte ich aber nicht gedacht: Gegen 16:00 habe ich knapp 50 km hinter mir, die ich in knapp drei Stunden hinter mich gebracht habe. Also eine schwache Leistung (16 km/h) und ganze zwei Stunden ohne Bewegung des Rades. Und ich fange schon wieder eine Pause an und schreibe. So ganz kann ich das nicht genießen, es ist mir zu extrem. Auf der weiteren Strecke erkundige ich mich immer wieder, ob ich denn auch auf dem richtigen Weg bin, es passiere einige Fehlleitungen. Zum Glück bin ich nicht ganz so nördlich gelandet wie eine ältere Radlerin meint. Ich habe kurze Zeit die Fahrt über Schengen schon aufgegeben, aber doch noch herausgefunden, dass es ohne Umwege klappen kann. So komme ich auf einen langen Weg durch viele Dörfer, die ansteigend schließlich weiter führen. Kurz vor dem letzten deutschen Ort Perl hilft mir Rudi (ca. 75) weiter durch seine Begleitung. Er fährt sein Lebtag schon gerne, hat inzwischen aber nur noch etwa 20% seiner Lunge. Laut seinem Arzt soll er nicht fahren, ist aber nicht davon abzubringen.
Schließlich überquere ich gegen 21 Uhr die Grenze von Deutschland nach Luxemburg und erreiche direkt Schengen. Dieser Ort war auf meiner Tour eingeplant aufgrund seiner Bedeutung für Europa. Dass hier morgen die Tour de France durchfahren wird, ist unübersehbar. Weiter geht es in den nächsten Ort Remerschen. Dort erkundige ich mich nach einem Baggersee, an den ich aber eher zufällig gelange. Allerdings muss man dafür Eintritt bezahlen. Aber ich habe erneut Glück: Die Kasse ist nur bis 18 Uhr besetzt, geöffnet ist dafür wohl bis 22 Uhr. Also freier Eintritt zur Dusche. Es bleibt aber noch die Frage nach der Übernachtung. Es gibt direkt nebenan ein Zentrum des Naturschutzgebietes, wo ich auch einen guten überdachten Platz finde. Allerdings merke ich, dass sich im Haus noch eine Kindergruppe befindet, die ich wohl vor mir erschrecken würde, wenn ich hier übernachte. Also mache ich mich auf die Suche nach einem neuen Platz. Den finde ich auch hinter einem öffentlichen Gebäude. Dabei merke ich, dass ich eines der wichtigsten Dinge für solch eine Tour vergessen habe: einen kleinen Besen, mit dem man seinen Schlafplatz erst mal säubern kann, bevor man seine Isomatte ausbreitet.