Tag 02 - Durchgehender Kampf gegen Probleme
SO, 2. Juli 2017 – Durchgehender Kampf gegen Probleme
Niederschopfheim – Saarbrücken
Heute bin ich vor allem mit folgenden Sorgen beschäftigt:
1. Wie komme ich von Niederschopfheim direkt in den nächsten Ort, nach Schutterwald?
2. Wie komme ich, ohne mich zu verfahren und viel Zeit zu verlieren, durch Straßburg?
3. Schaffe ich es problemlos durch die Nordvogesen?
4. Komme ich noch vor Anbruch der Dunkelheit in Saarbrücken an?
1. Wie komme ich von Niederschopfheim direkt in den nächsten Ort, nach Schutterwald?
Das Problem wird dadurch gelöst, dass Andis mir anbietet, mich mit seinen drei kleinen Söhnen bis dorthin zu begleiten. Was für ein guter Start! Ich muss mich zwar danach noch ein paar mal durchfragen, um durch die Ortenau bis nach Kehl zu kommen, es klappt aber immer gut. Ich habe mehrmals das Gefühl, den falschen Weg genommen zu haben, da die mir angegebenen Orte nirgends angeschrieben sind, bin aber trotzdem immer auf dem richtigen Weg. Am Schluss fahre ich mit einem anderen Radfahrer (ca. 50) mit und komme so direkt an die Passerelle des Deux Rives ("Brücke der zwei Ufer"), die Kehl und Straßburg über den Rhein verbindet.
2. Wie komme ich, ohne mich zu verfahren und viel Zeit zu verlieren, durch Straßburg?
Direkt hinter der Brücke wird eine Bühne abgebaut. Ich gehe davon aus, dass hier gestern der Trauerakt für Helmut Kohl stattgefunden hat. Wie ich von hier aus weiterfahren soll, ist mir völlig unklar. Ich sehe keinen einzigen Wegweiser. Deshalb frage ich eine Frau (ca. 50), ob sie mir weiterhelfen könne, wie ich denn am Zentrum Straßburgs vorbei nach Schiltigheim kommen kann. Sie meint, ein Teil von der Strecke sei auch ihr Weg und sie könne mich begleiten. Was für ein Glück! Sie erzählt mir, sie komme gerade von einer Yoga-Vorführung auf der Brücke. Das größte Problem des Tages scheint gelöst zu sein. Wir kommen schnell vorwärts und der Weg ist genau richtig. Allerdings habe ich nicht damit gerechnet, dass ich in den Vororten Schiltigheim, Bischheim, Hoenheim und Souffelweyersheim praktisch an jeder der zahlreichen Ampeln länger warten muss. Es ist aber zu ertragen, denn der Weg ist schnurgerade und meine nächsten Ziele sind immer angeschrieben. Das erste mal muss ich mich wieder erkundigen, als ich nach Vendenheim will. Dort erklärt mir ein anderer Radfahrer (ca. 30), der in einem nahe gelegenen Hotel arbeitet, ich müsse einfach nur am Kanal entlangfahren, dieser würde mich bis nach Dettwiler führen. Was für eine einfache Lösung! Auf meiner Karte ist gar nicht erkennbar, dass die eingetragene Strecke einen Kanal darstellt.
3. Schaffe ich es problemlos durch die Nordvogesen?
Die Fahrt ist gar nicht so wild wie ich sie mir ausgemalt habe. Das Problem sind nicht die Höhenmeter, sondern die Weiterfahrt in die nächsten auf meinem Plan angegebenen Orte. Wunderschön ist die Hochebene auf jeden Fall, durch die sich viele kleine Dörfer und Landwirtschaft ziehen. Durchs Fragen komme ich aber gut weiter und umfahre unabsichtlich sogar einige Orte. Die Fahrt nach Eschbourg–Graufthal hat sich gelohnt, die dortigen Felsenwohnungen sind einen Besuch wert.
Im Elsass muss ich mich sehr häufig erkundigen, wie ich denn weiterfahren muss. Zum Glück treffe ich immer jemanden, auch wenn ich meistens erst mal suchen muss. Die meisten, die ich auf Französisch anspreche, wechseln dann direkt auf Elsässisch oder Deutsch. Ich hätte nicht gedacht, dass Elsässisch noch so verbreitet ist - allerdings waren fast alle Personen über 40.
4. Komme ich noch vor Anbruch der Dunkelheit in Saarbrücken an?
Ich scheine gut in der Zeit zu liegen. Inzwischen gehe ich davon aus, dass ich die Streckenlänge überschätzt habe und noch gegen 8 in Saarbrücken sein werde.
Allerdings kommt es anders, was wohl vor allem daran liegt, dass ich dem Ratschlag, dem Saarkanal zu folgen, gefolgt bin. So muss ich gut 20 km mehr fahren als geplant und die Fahrt verzögert sich weiter, da ich außer zwei kleinen Pausen durchgefahren bin und jetzt einfach erschöpft bin. Ich schaffe es gerade noch vor Einbruch der Dunkelheit, kurz vor 22 Uhr anzukommen. Und zwar bei einem weiteren guten Freund, mit dem ich ebenfalls studiert habe. Wir gehen noch Pizza essen. Das ist auch bitter nötig, denn gestern und heute habe ich nur morgens und abends richtig gegessen.
Da ich heute und gestern ziemlich unter Druck stand, konnte ich kaum regionale Besonderheiten betrachten. Also weder einen Elsässer Flammkuchen genießen noch die Hinterlassenschaften der vielen Juden, die hier einst gelebt haben, betrachten.
Eigentlich stand es auf meinem Plan, ich bin aber um La Petite Pierre herumgefahren und habe so einen schönen Anblick einer Altstadt mit Burganlage verpasst. Und wer auf den Saarkanal verzichtet bzw. von dort einen kleinen Abstecher macht, kann auch das schöne Sarreguemines/ Saargemünd betrachten.