Tag 128 - Kontakte zu den Iranern
SO, 02.08.2015 – Kontakte zu den Iranern
Yazd
Heimweh
Seit vorgestern verspüre ich zum ersten Mal während einer Reise das Gefühl, sehr gerne wieder daheim zu sein. Ich habe genug von der Reise, die sehr anstrengend war. Es gibt auch nichts mehr, das ich noch sehen oder erfahren will. Das Beste war es deshalb, an einen der besten Plätze der Tour zurückzukehren – nach Yazd. Einer der schwierigen Punkte wird aber erst noch kommen: Für den Flug muss ich mein Rad verpacken, also in Yazd oder Isfahan noch einen entsprechenden Karton besorgen.
Keine Arztkosten für die Gäste des Landes
Es ist etwas schwer, wenn man hier alleine und ohne Kenntnisse der persischen Sprache zum Arzt geht. Denn zuerst muss man jemanden finden, mit dem man sich sprachlich verständigen kann, meist auf Englisch. Dann kann man in etwa erklären, wo der Schuh drückt. Allerdings wird man dabei schnell von vielen Sekretärinnen, Verwaltern und Ärzten umgeben. Zahlen muss man dann entweder wenig oder gar nicht, schließlich ist man ja Gast im Land. Der Apotheker im Fahrstuhl, der mir die Praxis zeigt, sagt mir, dass der Iran kein Land der Terroristen sei und wiederholt dies drei Mal. Wieso sagt er mir das? Anscheinend ist ihm klar, welches Bild vom Iran man im Ausland hat. Vielleicht sollte ich das auch mal machen, wenn ich wieder daheim bin.
Kontakte zu den Iranern
Sehr oft werde ich gefragt, ob ich Deutscher sei. Das werden hier wohl alle Blonden mit blauen Augen gefragt, wie ich von anderen Mitbewohnern höre. Dass ein solch Ausgestatteter aus Frankreich kommt, darauf kommt niemand – es sind gerade viele Franzosen im Hotel. Die meisten Gäste des Hotels sind übrigens Pärchen, manche auch mit Nachwuchs. Aber wie auf jeder Reise treffe ich auch Alleinreisende, darunter auch Frauen. Die zweite Frage richtet sich nach dem Beruf. Dabei mache ich den Fehler, die richtige Antwort zu geben, nämlich „Sozialpädagoge“. Nur kann man hier mit dem Begriff nichts anfangen und ich muss ihn umschreiben. Zu langen Gesprächen führt dies nicht, sondern zur dritten Frage: ob ich alleine unterwegs sei. Da diese sehr schnell beantwortet ist, folgt gleich die vierte: ob ich verheiratet sei. Die ist auch sehr schnell beantwortet, da gibt es nichts zu erzählen. Oft wird mir gesagt, dass man Angela Merkel gut finde, was ich meinerseits nicht unbedingt bestätigen kann. Es herrschen hier sehr viele Vorurteile über Deutschland. Aber wie gesagt, anders herum ist es genau so. Viele junge Iraner machen gerne ihre Deutschkenntnisse mit „ich liebe dich“ klar. Natürlich nur als Spaß.
Beobachtungen in Yazd
Viel Neues kann ich zu der Stadt nicht sagen außer meinen Beobachtungen. Oft fährt man hier zu zweit und dritt, manchmal sogar zu viert oder fünft auf dem Motorrad. Mitgezählt habe ich nicht, aber die Anzahl der jungen Frauen und Männer, die sich gerade die Nase operieren haben lassen, ist hoch. Es erinnert mich an den Libanon, wo man auch erschreckend wenig „natürlich ausgestattete“ Frauen sieht. Was nicht zu den sehr netten und gastfreundlichen Menschen hier passt, ist, dass sie sich sehr oft vordrängeln. Eine Erfahrung, die wahrlich meine bisherige Vorstellung von den Iranern ins Wanken bringt. Viele tragen hier wie in anderen Teilen des Iran übrigens einen Mundschutz. Also so ähnlich wie eine Verschleierung, aber freiwillig. Und zwar für Männer und Frauen. Manche Männer treiben es aber noch weiter: Sie tragen Socken in den Sandalen! Wer also behauptet, dies sei typisch deutsch, weiß einfach wenig vom Rest der Welt.