Tag 127 - Schiras im Schnelldurchgang

SA, 01.08.2015 – Schiras im Schnelldurchgang

Schiras – Yazd

 

Beim gestrigen Bericht habe ich genug über Schiras gemeckert, deshalb hier etwas Sachliches: Die gut 4.000 Jahre alte Großstadt Schiras ist vor allem für seine viele Parks und Gärten mit ihren Palästen bekannt – und das trotz der Lage in der Wüste.  Sie ist auch die Stadt der Poesie, bekannt als Wirkungsstätte der Dichter Hafis und Saadi. Und früher war es ein bekanntes Weinanbaugebiet.

 

Schnelldurchgang zu den Sehenswürdigkeiten

Zum Glück kann mir das Hotel einen Stadtplan anbieten, allerdings nur in persischer Schrift. Mit der können neben mir als einzigem westlichen Touristen auch die anderen aus Pakistan und Indien wenig anfangen. Doch ich kann nach Internetrecherchen den einzigen Portier, der Englisch spricht, um Hilfe bitten. Er kann mir schnell und klar zeigen, wo sich welche Sehenswürdigkeit der Stadt befindet. Denn ein paar davon will ich noch anschauen. Und er informiert mich gut über die morgigen Abfahrtszeiten der Busse.

So packe ich meine Sachen und mache mich auf den Weg. Zuerst fahre ich zur Simon-Zelotes-Kirche, die nicht weit vom Hotel entfernt liegt. Wie sie heisst, weiss ich zu diesem Augenblick noch nicht. Aber allein durch das Fragen nach einer Kirche zeigt mir ein junger Mann auf dem Motorrad den Weg. Allerdings ist sie ummauert und niemand öffnet die Tür. Auf dem Stadtplan ist sie die einzig abgebildete Kirche. Dafür sind hier alle Spitäler bzw. Rote-Halbmond-Einrichtungen nicht mit diesem, sondern einem Roten Kreuz gekennzeichnet. Den Weg zu Gärten der Stadt lasse ich aus. Es ist zeitlich etwas knapp, um den Bus zu erreichen. Zudem gibt es auch in meiner Heimat einige Botanische Gärten und Natur vor der Haustür. Deswegen bin ich nicht knapp 7.000 Kilometer gefahren. Den Bazar lasse ich ebenfalls aus.

Erst jetzt lerne ich die Innenstadt wirklich kennen, die einen sehr guten Eindruck macht und wie Yazd an einigen Ecken gerade renoviert wird. Es ist, als hätte ich bei meinem bisherigen Aufenthalt einen großen Bogen darum gemacht, obwohl es wirklich nicht weit vom Hotel entfernt ist.

 

 

 

Die nächste Station ist Schah Tscheragh, eine Grabmoschee. Hier sind die Schreine von zwei Brüdern, es ist das drittwichtigste Heiligtum des Landes für die Schiiten. Am Eingang zum Moscheenkomplex muss ich erst mal warten. Nach einigen Minuten kommt ein Führer, nach dem ich aber gar nicht gefragt habe. Er sagt, ich könne auch gerne alleine unterwegs sein, er hätte schon eine Gruppe an Touristen. Das Angebot nehme ich gerne an, denn ich habe nicht all zu viel Zeit bis zur Abfahrt des Busses. Zum Bau und den glitzernden Spiegelanfertigungen im Inneren kann ich nicht mehr sagen als die Bilder. Direkt hinter dem Mausoleum ist eine neue und größere Moschee, die aber recht schlicht aussieht. Im hinteren Ende des großen Innenhofes gibt es noch eine Moschee, die Boqeh-ye-Seyyed Mir Mohammad, welche ebenso mit Spiegeln ausgestattet ist.

 

 

 

Das mir empfohlen Hotel, das ich im Netz aber nicht gefunden habe, taucht hier plötzlich vor mir auf. Aber es kann mich nichts mehr hier halten. Außerdem bin ich bald genervt. Da hier sehr viele ähnlich aussehende Moscheen sind, frage ich vier junge Männer, wo die Nasir ol Molk-Moschee sei. Sie sagen mir in schlechtem Englisch, dass das hinter mir eine Moschee sei und meinen, mich damit weiter gebracht zu haben. Ich suche aber eine andere Moschee und frage genauer nach dieser, sie wiederholen aber ihre Antwort. Ich bin genervt und fahre weiter, ohne die Sehenswürdigkeit gefunden zu haben.

Der Weg zum Grabmal des Hafis ist auch nicht viel einfacher, ich komme trotz Stadtplan nicht wirklich vorwärts. Gleich nach der Weiterfahrt gibt es zwar eine Beschilderung, die aber irgendwann aufhört. Alle kurz hintereinander Befragten sagen mir, ich solle geradeaus fahren bzw. erst zurück und dann nach links. Danach solle ich nach rechts, nach links oder bis ans Ender Straße fahren. Ich habe genug von der Stadt. Tatsächlich ist der Weg verdammt einfach.

 

 

 

Busfahrt nach Yazd

Nach einem kurzen Besuch des Grabmals Hafis geht es weiter zum Busterminal. Von hier aus ist der Weg glücklicherweise durchgehend beschildert. Ansonsten fehlt es hier aber noch an der Arbeit für Touristen – Beschilderungen, Stadtpläne usw. Auf jeden Fall habe ich genug von der Stadt. Jetzt ist klar, dass ich um 14:30 mit dem Bus zurück nach Yazd will. Bisher bin ich bei dieser Tour schon in mehrere Aufenthaltsorte zurückgekehrt, dies ist aber der erste, in den ich aus freien Stücken und gerne zurückfahre.

Vor dem Kauf der Fahrkarte reserviere ich im Oasis Hotel noch das gleiche Zimmer wie beim ersten Aufenthalt, damit ich heute Nacht bei der Ankunft auch eine gemütliche Unterkunft habe. Für viele klingt das wie ein normaler Vorgang, für mich ist es die Premiere bei dieser Tour. Am Busbahnhof spricht mich ein junger Mann, Davud, an und überreicht mir sein Handy und verschwindet wieder für ein paar Minuten. Am Apparat ist ein junger Mann aus Yazd, Yaghob, der mir anbietet, mich zu treffen und mir die Stadt zu zeigen. Ein nettes Angebot und vor allem ein interessantes Erlebnis zum Abschied. Der Bus fährt wieder eine halbe Stunde verspätet ab. Die zauberhafte Landschaft noch mal zu durchfahren ist sehr schön. Neu ist, dass an manchen Haltestellen Verkäufer durch den Bus laufen und uns was andrehen wollen.

 

 

 

Die Mädchen (ca. 3 & 6) vor mir haben Bücher, in denen sie die persischen und lateinischen Zahlen parallel lernen. Wenn ich dabei noch bedenke, dass in vielen Gebieten des Iran, der Türkei und anderen von mir bereisten Ländern die Menschen mehrsprachig aufwachsen, ist die Diskussion in Deutschland und der Schweiz, wann und ob man Fremdsprachen früh lernen soll, recht lächerlich. Was dort fehlt, ist einfach die praktische Anwendung, hier wird sie vollzogen. Zu blöd sind die Kinder sicher nicht. Und den langen schwarzen Schleier der Mutter kann man vielseitig anwenden: Zum Beispiel kann man den Kindern damit Sichtschutz geben, wenn sie mitten während der Fahrt vor der Tür mal Pipi machen müssen. Oder er kann als Unterlage dienen, um im Flur des Busses zu schlafen.

In der einzigen regulären Pause während der langen Fahrt kann ich Davuds Angebot nicht ablehnen. So trinke ich das zweite Red Bull meines Lebens. Kurz nach der Pause kommt auf den beiden Leinwänden im Bus ein kurzes Schwarzweiß-Video mit jungen Erwachsenen, die schreien. Die Absicht des Werkes kann ich nicht erkennen. Die Musik kommt mir aber sehr bekannt vor: Sie ist fast gleich wie der Anfang von Mike Oldfields Platte „The songs of distant earth“, gemischt mit ein wenig sphärischen Elementen von Pink Floyd’s „The dark side oft he moon“.

Ich kann mich nicht daran erinnern, dass es bei der Herfahrt die Stunde Busfahrt vor Yazd so geschüttelt hat wie jetzt. Und es gibt wieder Stau, jetzt wegen den Bussen vor uns.

 

 

 

Ankunft in Yazd

Dafür, dass ich erst um 21 Uhr erneut bei Dunkelheit ankomme, kann ich nichts. Denn es gab vor 14:30 nur einen früheren Bus, nämlich um 7:30. Und das ist definitiv zu früh, wenn man sich die Stadt noch ein wenig anschauen will. Schade, denn so kann ich nicht wie geplant mit dem Rad die etwa 10 Kilometer zum Hotel fahren, sondern werde sicherheitshalber ein Taxi nehmen. Wie bestellt steht beim Öffnen der Bustür Jonas draußen, den ich schon bei der ersten Ankunft hier getroffen habe. Er packt mein Velo ins Taxi und fährt mich zum Hotel.

 

 

Diese Seite wurde zuletzt aktualisiert am 07 Sep 2016 19:53:46

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