Tag 122 - Fernsehinterview
MO, 27.07.2015 – Fernsehinterview
Isfahan – Yazd
Zum Glück wurde ich von meinem Vater daran erinnert, die örtliche Presse zu kontaktieren, das hätte ich sonst nämlich total vergessen. Schließlich war das letzte Interview vor Ort in Moldawien. Allerdings muss es schnell gehen, denn ich will heute mit dem Bus weiter nach Yazd fahren. Ursprünglich geplante Besichtigungsorte lasse ich aus, denn sonst wird mir die restliche Reise zu stressig. Da ich die ersten drei Monate genug Probleme hatte, will ich es jetzt gemütlich angehen. Meine Sachen sind schon früh gepackt und ich bringe sie in den Lagerraum.
Rundfahrten in Isfahan
Vor dem Hostel spreche ich Najez (22) an, sie ist Englischlehrerin und darin auch ziemlich fit. Sie kann mir schnell weiterhelfen bei der Suche nach einem Handyladen (aufladen) und dem Rathaus (eventuell Interview). Dort komme ich aus Sicherheitsgründen aber nicht rein. Danach fahre ich weiter, um mir ein Rückflugticket bei Turkish Airlines zu besorgen. Auf dem Weg dorthin fällt mir ein, dass ich Perso und Visakarte vergessen habe. Also zurück zum Hostel Amirkabir (1.x). Doch die Visakarte kann ich – wie fast im ganzen Land – bei Turkish Airlines nicht benutzen. Dort kann ich nur in bar bezahlen und zwar nur mit Iranischen Rial, nicht mit den Türkischen Lira, die ich mitgebracht habe. Deswegen entschließe ich mich dazu, auch noch Euro zu holen und diese zusammen mit den Türkischen Lira zu wechseln. Also zurück zum Hostel (2.x). Zuvor erkundige ich mich bei Muhammad, ob er eine Zeitung kennt, die vielleicht Interesse an meiner Radtour hat.
Wieder zurück bei Turkish Airlines habe ich zwar genügend Rial, kann aber nicht bezahlen, weil das Computersystem nicht funktioniert. Immerhin ist es möglich, einen Flug für mich zu reservieren. Kurz darauf meldet sich Muhammad wieder, nachdem er sich bei Kollegen erkundigt hat. So gibt es einen lokalen Fernsehsender, bei dem ich mich am besten zuerst melden soll. Und er bietet an, mich gerne dorthin zu begleiten. Wir sollen uns beim Hostel treffen, also Rückfahrt (3.x). Das ist aber ein Missverständnis. Auf dem Weg dorthin komme ich wenigstens am Postamt vorbei, um ein paar Postkarten abzuschicken. Zuvor haben mir verschiedene Leute übrigens gesagt, es gebe nur ein, zwei Postämter in der Stadt und die seien weit weg vom Zentrum. Dem ist nicht so. Von Turkish Airlines weiß ich, dass es beim Kreisverkehr an der 33-Säulen-Brücke eines gibt. Dorthin kehre ich auch nach meinem Besuch im Hostel zurück, denn dort wartet Muhammad auf mich.
Mehrere Wartezeiten wegen mangelndem Geld und Computerproblemen
Zusammen gehen wir zur Fernsehstation. Er ist wieder eine sehr große Hilfe. Denn an der Pforte werden wir nicht eingelassen, haben aber ein langes Gespräch, in der Muhammad meine Situation erklärt. Die Presse ist hier sehr misstrauisch, wenn sie einen nicht kennt und man keine Kontakte hat. Schließlich soll der lokale Radverein entscheiden, ob sie mir vertrauen können.
In der Zwischenzeit begleitet mich Muhammad zu einer Wechselstube. Dort muss ich allerdings gut eine halbe Stunde aufs Wechselgeld warten. Nicht, weil die Warteschlange so lange ist, sondern weil die das Geld erst von einer Bank bringen lassen müssen. Seltsam finde ich auch, dass neben den ganzen Banknoten, die die Einrichtung schmücken, besonders eine künstlicher Dollarschein durch seine Größe heraussticht. Und die Englischen Banknoten – die Engländer erhalten wie gesagt kein Visum für das Land. Danach kommt eine Reihe Euronoten. Eine halbe Stunde ist wirklich lang. So überlege ich schon, wie es schneller gehen könnte. Normalerweise werden Eltern mit quengelnden Kindern ja schneller bedient, damit wieder Ruhe im Laden herrscht. Das kann ich schlecht machen. Dafür könnte ich übers Essen herfallen, das auf dem Tisch mitten im Raum steht - Brot, Käse, Tomaten, Gurken. Es scheint niemandem zu gehören. Muhammad meint, es sei vielleicht der Frühstückstisch des Personals, die keinen eigenen Raum für sich haben. Das wäre eine Möglichkeit, schneller dranzukommen. Aber es geht auch so. Schließlich erhalte ich das Geld zu einem sehr guten Wechselkurs.
Und Muhammad hat inzwischen eine Zusage für ein Interview erhalten. Da jetzt alles zügig laufen muss, läuft er den langen Weg zurück zu seinem Auto, während ich zurück zu Turkish Airlines fahre, um endlich das Ticket zu kaufen. Das geht aber nicht, weil deren Computersystem immer noch nicht geht. Um 4 ist aber der Termin für das Interview. Es bleibt mir nichts anderes übrig, als im Fast food-Restaurant nebendran zu essen, was ich eigentlich zusammen mit Muhammad machen wollte.
Fernsehinterview
Bevor ich zurück zum Hotel fahre (4.x), gebe ich dem besten Tourbegleiter das ganze Geld fürs Ticket, das er mit nachher mitbringen soll – falls das Computersystem bis dann funktioniert. Ich hole mein Gepäck ab und fahre zum Interview an der Pol-e Chādschu, wo ich beinahe pünktlich um kurz nach 4 ankomme. Muhammad kommt kurz darauf an und übersetzt, hat davor alles organisiert. Abends um 7 soll es in den lokalen Nachrichten gesendet werden. Danach gibt er mir das Flugticket. Es hat doch noch alles geklappt. Ohne Muhammad hätte ich einiges nicht erreicht in Isfahan.
Busfahrt
Die lange geplante Busfahrt nach Nain und anderen kleinen Orten lasse ich fallen und fahre direkt nach Yazd. Es wäre sonst zu viel des Guten und ich habe inzwischen auch schon genug gesehen, um noch Umwege für kleinere Ortschaften zu machen. Es ist lohnenswerter, ein paar interessante Sachen liegen zu lassen für eine weitere Fahrt in den Iran. Am „Jey Bus Terminal“ treffe ich zufällig wieder auf Zhen aus China, der im gleichen Zimmer einquartiert war. Er fährt zwar in die gleiche Richtung, allerdings in einem Minibus, da er in einem kleinen Dorf aussteigen will. Die Kosten für Busfahrten sind hier übrigens ähnlich günstig wie in der Türkei. Allerdings hat man hier den Vorteil, dass es in den Terminals lange nicht so stressig zugeht wie in der Türkei. Und man wird auch mal zur Konkurrenz geschickt, damit man schneller drankommt.
Die Strecke bis Nain hat keinen Seitenstreifen. Die danach fast durchgehend, aber nicht immer unbedingt befahrbar.
Yazd
Nach dem Aussteigen werde ich gleich von Taxifahrern umringt, die mir ihre Dienste anbieten wollen. Ein Deut auf mein Rad macht ihnen aber klar, dass ich auch alleine weiterkomme, was sie mit einem Lächeln akzeptieren. Ein junger Fahrer fragt mich, wo ich hinwolle und ich nenne ihm das Oasis Hotel, dessen Adresse ich aber nicht kenne. Er gibt mir deswegen eine Visitenkarte davon und erklärt den einfachen Weg: Bei den nächsten Kreuzungen erst nach links, dann nach rechts und noch mal nach links. Die Karte verliere ich leider nach wenigen Minuten beim Umräumen. Und nach der zweiten Kreuzung leider auch den Überblick. Dummerweise kennt niemand das Hotel und ich muss mehrfach klarmachen, dass es existiert. Denn bis vor wenigen Minuten hatte ich eine Visitenkarte davon und ein Mitbewohner von Isfahan hat es mir empfohlen, weil er die Woche zuvor dort geschlafen hat. Manche sind aber schwer davon zu überzeugen. Ein Mann fährt mich schließlich außerhalb des Zentrums zu einem Hotel, das mir mit 1,2 Mio. Rial (ca. 36€) aber zu teuer ist. Schließlich bringt er mich ins Zentrum, wo ich im Silk Road Hotel für ein Einzelzimmer gerade mal die Hälfte bezahle.
Video
Hier seht ihr das Video, das nach dem Interview auf dem Fernsehkanal der Isfahan Metropolis News Agency gesendet wurde: