Tag 121 - Fahrt ins jüdische Viertel Dschubareh

SO, 26.07.2015 – Fahrt ins jüdische Viertel Dschubareh

Isfahan

 

Visum und Fahrt entlang der Brücken

Der Tag beginnt mit der Fahrt zum Passport Office. Der zuständige Beamte meint, er hätte mir gestern gesagt, ich solle schon um 13 Uhr wieder kommen. Na ja, darüber zu diskutieren hat keinen Zweck. Schließlich erhalte ich die verlängerte Aufenthaltserlaubnis. Und zwar nicht für eine Woche, sondern ganze 17 Tage. Wer mir hier sehr angenehm auffällt, ist Herr Kudestan (oder so ähnlich) am Schalter vor dem Gebäude. Er spricht sehr gut Englisch und erledigt seine sicher nicht einfache Arbeit mit Gelassenheit. Ich bin übrigens einer der wenigen Bittsteller, der weder aus dem Irak noch Pakistan kommt.

Danach fahre ich zurück Richtung Innenstadt und zwar entlang des Flusses Zayandeh Rud, um die vielen alten Brücken anzuschauen. 

 

 

Jüdisches Viertel Dschubareh

Um 10 habe ich eine Verabredung mit Muhammad an der Pol-e Chādschu. Er will mir helfen, ein paar Sehenswürdigkeiten der Stadt zu finden. Nur dank ihm ist es möglich, danach in recht kurzer Zeit die ihm bis dahin ebenfalls unbekannten Gebäude zu besuchen. Vor allem der Weg durch die labyrinthartigen und engen Straßen ist schwierig. Wer hier niemanden findet, der einem weiterhilft, wird es sehr schwer haben. Erste Station ist das etwa 21 Meter hohe, 1112 erbaute Minarett „Chehel Dokhtaran“ („40 Jungfrauen“), das sich im jüdischen Viertel Dschubareh befindet, gar nicht weit entfernt von der Jamé-Moschee. Dort kommt Muhammad mit einem anderen jungen Mann ins Gespräch, der sagt, nicht weit von hier gebe es einen weiteren Turm, der noch schöner und imposanter sei. So fahren wir zum 48 Meter hohen Sarban Minarett. Beide wurden im 12. Jahrhundert von den Seldschuken erbaut.

 

 

 

Ich bitte ihn, sich nach einer Synagoge zu erkundigen, die hier in der Nähe sein müsste. Er fragt sich durch, wodurch wir schnell bei der Kenisa-ye Keter David landen, der Hauptsynagoge des Ortes. Der Bau ist von einer Mauer und Draht umgeben, wir werden aber eingelassen – ich muss allerdings eine Kopie meines Ausweises vorlegen. Ohne Muhammad wäre ich hier ziemlich aufgeschmissen, denn die Frau und ihr Mann sprechen so gut wie nur Persisch. Laut ihnen gibt es in dem im Mittelalter als „jüdische Stadt“ genannten Ort gerade noch etwa 2.000 Juden, im ganzen Land zwischen 20 und 25.000. Die Kinder einer der ältesten jüdischen Gemeinden des Landes gehen zusammen mit anderen Bewohnern des Viertels in eine Schule, Religionszugehörigkeit spielt dabei keine Rolle. Das Paar ist sehr interessiert an meiner Reise und macht ein Foto mit mir, dem Rad und  ihren Kindern. Die Frau scheint nicht zu wissen, dass es in Deutschland Synagogen und Juden gibt. Religiösen Minderheiten wie den Christen, Juden und Zoroastriern stehen übrigens eigene Abgeordnete im Parlament („Madschles“) zu, welche deren prozentualen Anteil an der Bevölkerung deutlich übersteigen.

Zum Schluss gehen wir wieder auf den Naqsch-e Dschahān, wo es sich Muhammad nicht nehmen lässt, mich in die Hohe Pforte und zum Essen einzuladen sowie einige Postkarten zu bezahlen, die ich an Familie, Freunde und Bekannte schicken will.

 

 

 

 

Abendessen zu dritt

Im Hostel lerne ich Luc (ca. 50) kennen. Er ist etwa zur gleichen Zeit wie ich mit dem Velo gestartet, hatte unterwegs aber kaum Probleme und ist deshalb etwa 2.000 Kilometer mehr gefahren. Und er macht eine längere Tour als ich, wird wohl erst im Herbst nächsten Jahres zurück in Belgien sein. Allerdings hat er momentan ein Problem mit den Visa. Vor allem Turkemnistan scheint nur ein Transitland zu sein und gibt nicht gerne Visa aus. Zusammen mit ihm und Ashwant gehe ich aus. Vorsorglich besorge ich auf der Suche nach einem Restaurant Tabletten gegen Durchfall. Dabei fällt mir in der Apotheke auf, dass hier übermäßig viel Werbung für Kondome gemacht wird (auf dem Foto ist nur ein Drittel davon zu sehen).

Beim Abendessen machen wir sicher keine gute Werbung für Touristen. Denn alle drei bestellen wir ein vegetarisches Menü. Die Bedienung kann das nicht so ganz verstehen, da hier fast jedes Essen Fleisch enthält. So wie bei uns noch vor wenigen Jahren. Denn ohne Fleisch kann man ja nicht überleben, das braucht man jeden Tag. Nicht allerdings Ashwant, der ist schon den Großteil seines Lebens Vegetarier. Das Menü ist allerdings recht sparsam: Reis und Linsensuppe oder so ähnlich. Von einer Gemüsemischung bekommen wir nichts zu sehen.

Die Suche nach guten Getränken ist verdammt schwer. Entweder enthalten sie viel Zucker, zu viel Kohlensäure oder sind einfach schlecht. Ganz normales alkoholfreies Bier ohne Zusatz von Zucker und Früchten oder Ayran ohne Gas und Mint ist oft schwer zu finden. Bier ohne Zusätze ist den meisten Iranern einfach zu bitter.

Direkt neben unserem Hostel ist eine Sportanlage mit Stadion und einer Trainingshalle. Wir werden eingeladen, dort reinzuschauen und haben ein nettes Treffen mit den Boxern.

 

 

Diese Seite wurde zuletzt aktualisiert am 07 Sep 2016 19:52:23

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