Tag 101 - Endlich: Visum für den Iran/ Flucht vor aggressiven Kids Nr. 10

MO, 06.07.2015 – Endlich: Visum für den Iran/ Flucht vor aggressiven Kids Nr. 10

Erzurum – Van

 

Letzte Tour durch Erzurum

Um 9 bin ich beim Iranischen Konsulat. Den Fragebogen fülle ich nicht ganz aus (Summe an Bargeld, Unterkunft im Iran,…), was für den Beamten aber kein Problem darstellt. Er meint, ich könne das Visum um 3 abholen, ich handle ihn aber auf 12 runter. Denn so könnte ich noch den Bus um 12.30 erwischen, der nach Van fährt. Morgen stünde dann die Busfahrt an die iranische Grenze an.

Beim Weiterfahren treffe ich Leonie und Philipp, die ebenfalls ein Visum beantragen möchten. Da sie über Doğubeyazıt fahren wollen, warne ich sie natürlich vor den dortigen Kindern und Jugendlichen. Obwohl ich glaube, dass sie als Pärchen weniger in Gefahr sind, männliche Einzelpersonen sind eher einem Risiko ausgesetzt. Sie haben für vier Jahre in Freiburg gelebt und wollen jetzt weiter bis nach Turkmenistan.

Danach fahre ich noch ein wenig die alten Sehenswürdigkeiten der Stadt ab. Zum Glück! Sie sind absolut sehenswert und es werden gerade alte Häuser abgerissen. Einige sind schon unbewohnt, sehr viele schon dem Erdboden gleichgemacht. Hier werden übrigens ebenfalls die Straßen abgespritzt. Das frisch angezogene helle Hemd kann also direkt in die Wäsche, da es einige Schlammspritzer abbekommen hat.

 

 

Visums endlich erhalten

Fünf vor 12 bin ich beim Konsulat. Sie öffnen mir, allerdings sehe ich für eine halbe Stunde niemanden. Nervös bin ich aber nicht. Falls es nicht klappen sollte, dann klappt es halt nicht. Ich habe mich genug angestrengt, mehr kann ich nicht geben. Dann kommen drei Männer raus und fragen mich, ob ich das Visum schon hätte. „Nein“, antworte ich. Sie sagen, ich würde es gleich erhalten. Das ist auch so. Fünf Minuten nachdem der Bus gestartet ist, mit dem ich nach Van fahren wollte. Ich habe somit auch meine Zweifel, ob ich das Visum erhalten hätte, wenn ich am Freitag nicht verschlafen hätte und drei Stunden früher angekommen wäre.

Ich fahre raus aus der Stadt und decke mich noch mit Essen und vor allem Trinken ein, eine der wichtigsten Aktionen während dem sommerlichen Ramadan. Wie ich schon befürchtet habe, fährt der nächste Bus erst um 17 Uhr ab. Ich werde also erst in Van ankommen, wenn es schon dunkel ist. Darauf könnte ich wirklich verzichten, die Stadt ist nicht unbedingt sicher. Und die steinewerfenden Kinder sind um die Zeit auch noch nicht im Bett. Ich kann also nur hoffen, dass ich recht zentral, nicht weit vom Hotel entfernt ankommen werde.

 

Busfahrt nach Van

Bei der Busfahrt wird mir wieder klar, wie vorteilhaft das Velofahren ist: Man kann sich Sachen länger, bewusster und genauer anschauen und rast nicht nur daran vorbei. Man kann anhalten, wann es einem gefällt. Besonders wenig Spaß macht das Busfahren, wenn man sich im hintersten Eck befindet, um schöne Fotos zu machen und einer der Mitarbeiter einen wieder an seinen vorgesehenen Platz schickt, obwohl alle hinteren Reihen frei sind. Durch die späte Abfahrt kann ich die letzten drei Stunden kaum was sehen von der Gegend, die wir durchfahren. Dabei hätte ich sicher einen schönen Ausblick auf die Berge und den nördlichen Teil des Vansees. Wenigstens denke ich bei dieser und allen bisherigen Busfahrten daran, vorher nichts zu essen, das einen Durchfall verursachen könnte.

 

 

Flucht vor aggressiven Kids Nr. 10 in Van

Dass ich mitten auf der Straße im Hauptverkehr mit allem Gepäck abgesetzt werde, ergibt sich halt so – der Busbahnhof wird gar nicht angefahren. Schlimmer ist es, genau das zu erleben, was ich erwartet und befürchtet habe: aggressive Kinder. Obwohl, so schlimm sind sie gar nicht. Von Anfang an: Ich kaufe gegen 11 abends an einem Kiosk ein, während sie sich mein Fahrrad betrachten. Allerdings nicht nur mit den Augen. Der Kioskbesitzer verscheucht sie, sie kommen aber wieder und bewerfen uns mit Plastikflachen. Also halb so wild. Und immerhin sind zum ersten Mal auch Mädchen dabei, was für ein Fortschritt! Gestohlen wird mir nichts, ich bin aber verdammt froh, dass ich weder den neuen Tacho noch die Lenkertasche angebracht habe, aus der man leicht etwas mitnehmen kann.

Zu den Kindern in der Südosttürkei: Diese werden angeblich oft schon im Alter von 5 morgens vor die Tür gesetzt und können oft erst abends wieder heimgehen. Somit erziehen sie sich selbst. Ursache ist wohl die hohe Geburtenrate in diesem Landesteil, die gegensätzlich zum Westen der Türkei ist.

 

Ich fahre wieder ins gleiche Hotel wie beim letzten Aufenthalt und komme auch ins gleiche Zimmer. Eigentlich toll. Nur hat sich hier Einiges verändert: Tisch und Stuhl, an denen ich gut arbeiten konnte, fehlen. Das Wasser läuft aus der Dusche und vor allem stinkt es aus dem Bad heraus, weil der Zugang zu einem Schacht nicht mehr verdeckt ist.

Diese Seite wurde zuletzt aktualisiert am 07 Sep 2016 19:45:59

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