Tag 072 - Parlamentswahlen: Ruhetag

SO, 07.06.2015 – Parlamentswahlen: Ruhetag

Nurhak

„Ruhetag“

Wenn ich einen Bericht mit dem Titel „Ruhetag“ versehe, stimmt das eigentlich gar nicht. Denn an diesen Tagen bin ich vor allem damit beschäftigt, Artikel zu schreiben. Und das dauert viel länger als man vielleicht erwartet. Wer schon mal für die Schule, Studium oder Beruf länger geschrieben hat, weiß, dass man an manchen Zeilen und Abschnitten manchmal stundenlang dransitzt. Ich nenne ihn trotzdem „Ruhetag“, damit niemand erwartet, dass es hier viel zu lesen gäbe.

Parlamentswahl in der Türkei

Heute ist Parlamentswahl in der Türkei. Ich bin aber nicht zur Stimmenabgabe gegangen, um die Atmosphäre zu fühlen, dazu ist mir die Gemeinde zu klein, es wird wohl kaum etwas zu beobachten geben und kann ich mich wahrscheinlich sowieso mit niemandem unterhalten. Am frühen Abend gehe ich noch ins Zentrum, in dem im Gegensatz zu gestern fast nichts los ist. In einem Restaurant komme ich nach dem Essen ins Gespräch mit einem jungen französischen Ehepaar. Er kommt aus dieser Gegend und besucht mit seiner Frau und den zwei kleinen Kindern gerade die Eltern, die in der Region leben. Endlich mal ein Gespräch, das einigermaßen läuft. Und dieses mal liegen die Mängel eindeutig bei mir – ich müsste mein Französisch besser pflegen. Ansonsten habe ich es schon sehr oft erlebt, dass ich hier Leute treffe, die jahrelang in Deutschland oder England gelebt haben, aber nicht in der Lage sind, ein paar gescheite Sätze hinzukriegen. Das war 2007 noch ganz anders.

Zum Ergebnis der Parlamentswahlen: Gefällt mir. Was daraus wird, lässt sich aber noch nicht sagen. Beide Parteien (kurdisch-linke HDP und die rechtsextreme MHP), bei deren Veranstaltungen in Ankara ich sowohl zufällig als auch freiwillig war, können sich sehr freuen über ihre Ergebnisse – die einen sind über die 10%-Hürde gekommen, die anderen haben ein paar Prozentpunkte zugelegt. Und Erdogan und seine Partei AKP in Schranken verwiesen. Vielleicht kommt es aber zu keiner neuen Koalition, sondern erst mal zu Neuwahlen.