Tag 044 - Missverständnisse in Bulgarien

SO, 10.05.2015 – Missverständnisse in Bulgarien

Schumen – Burgas

 

Das mit dem Frühstück war wohl ein Missverständnis. Das gibt es hier nämlich nicht. Wenigstens kann ich so ein bisschen früher als sonst losfahren. Das ist auch nötig in dieser von Bergen eingeschlossenen Stadt. Hügellandschaften sind schön. Jedenfalls, wenn man mit dem Auto durchfährt oder sie im Fernsehen sieht. Nicht aber, wenn man sie mit dem Rad bewältigen muss. Das macht auf Dauer echt keinen Spaß. Und ich habe das Gefühl, sie begleiten mich schon seit Ungarn. Da fahre ich lieber den hohen Berg rauf, da habe ich wenigstens einen schönen Ausblick. Dieses Möglichkeit wird mir heute zum Glück sogar endlich zuteil: zwei mal geht es richtig bergauf und wieder bergab. Meine durchschnittliche Tagesgeschwindigkeit ändert sich deswegen nicht. Extreme darin gab es nur bei starkem Gegen- oder Rückenwind.

 

Zu den Bekanntschaften unterwegs

Die meisten Leute, die an meinem Rad stehen, probieren zuerst die Klingel aus. Wenn man die Leute nach dem Weg fragt, sollte man dabei nie eine Karte in der Hand halten. Denn diese wird einem dabei meistens aus der Hand gerissen, damit die Leute sich orientieren können, wo ihr Nachbarort liegt. Diese Erfahrung habe ich in bisher allen Ländern gemacht.

 

Kurz vor Ajtos beschließe ich, die Stadt Burgas doch zu umfahren und den Weg durch die Dörfer zu nehmen. Roma leben hier – wie seit Rumänien – in so gut wie in jedem Dorf. Unterschiede merke ich hier auf den ersten Blick nicht. Sie verhalten sich so wie die Nicht-Roma, arbeiten im Dorf, kaufen ein und stopfen ihre Kinder mit Süßigkeiten voll. Ich schätze, dass ich hier schon jemanden finden werde, bei dem ich unterkommen kann. Doch es will nicht so ganz klappen. Zwar komme ich mit einigen älteren Herrschaften wie auch Jugendlichen ins Gespräch, unterkommen kann ich aber nirgends. Ein Autofahrer bittet mich schließlich, mitzukommen. Das Hotel in der Dorfmitte sieht sehr verbraucht und momentan ungenutzt aus. Der Chef ist gerade nicht da, weswegen er angerufen wird. Da er nicht erreicht werden kann, geht die Reise weiter für mich. Den Besitzer einer Autowerkstatt frage ich bei Dunkelheit, ob ich in dem überdachten Schuppen unterkomme könne. Sein schnelles Kopfnicken macht mich stutzig. Da fällt mir wieder ein, dass ein Kopfnicken in Bulgarien „nein“ bedeutet, ein Kopfschütteln „ja“. Die Fahrt geht also weiter und ich komme nach Burgas, wo ich recht schnell eine Unterkunft finde. In der Nacht gibt es einen Stromausfall im Viertel, gegenüber, auf der anderen Straßenseite brennt das Licht aber. Es ist angeblich das erste Mal seit 5 Jahren, dass das passiert. Ich bin es aber gewohnt aus Odessa, wo dies wohl üblich ist.

Die Kilometer, die ich gestern wieder aufgeholt habe, habe ich heute wieder verspielt.

 

Diese Seite wurde zuletzt aktualisiert am 07 Sep 2016 19:26:23

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