Tag 031 - Unpassierbarer Grenzübergang Nr. 2 (Rumänien - Moldawien)
MO, 27.04.2015 – Unpassierbarer Grenzübergang Nr. 2 (Rumänien - Moldawien)
Iași/ Jassy - Călărași
Pressekontakte
Um 7:30 stehe ich auf, also einiges früher also sonst. Meine Fahrt beginnt deswegen aber nicht früher. Als erstes gehe ich zum Reisebüro und erkundige mich nach dem möglicherweise erforderlichen Stempel für den Reisepass von Transnistrien, da ich bei der Rückkehr von der Ukraine recht sicher wieder, wenn auch nur ganz kurz, durch Moldawien muss. Und ich bin mir durch verschiedene Informationen nicht sicher, ob das dann auch problemlos laufen wird. Sie kann mir darüber keine Auskunft geben, sagt mir die Frau. Das ist mir lieber als irgendeine erfundene Antwort. Außerdem empfiehlt sie mir für die heutige Tour den etwas längeren Weg über die südliche Grenze. Der nördliche, etwa 20 Kilometer kürzere, habe einen schlechteren Straßenbelag und sei sehr hügelig. Mehr dazu später.
Dann erwähne ich noch meine Velotour und dass ich nach Isfahan fahre und frage, ob Iași, ebenso wie Freiburg Partnerstadt Isfahans, ob Interesse an einem Bericht habe. Da habe ich echt Glück: Die Frau war selbst schon in Isfahan und telefoniert gleich einer Bekannten von einer Fernsehproduktion und berichtet von meiner Tour. Sie ist übrigens die einzige mir bekannte Person in Iași, die schon mal was von Isfahan und der Partnerschaft gehört hat. Somit habe ich zwei Pressekontakte in der Stadt: Während ich ein erstes kleines Gespräch mit der Lokalzeitung habe, um den eigentlichen Interviewtermin auszumachen, klingelt mein Handy. Es ist die Frau vom Fernsehsender, die ebenfalls Interesse an einem Interview hat. Wir treffen uns kurz darauf und gehen ins Zentrum, um das Interviewvideo aufzunehmen. Darauf gehe ich zurück zum Hostel, packe meine Sachen und fahre damit um 12 zum zweiten Interview beim Unirea-Hotel. Somit kann ich erst gegen 13 Uhr meine Weiterfahrt beginnen.
Grenze nur passierbar für Züge
Für den Weg zur Grenze Ungheni nach Moldawien habe ich mir extra noch Notizen auf der Karte gemacht, da er ein bisschen kompliziert aussieht. Das ist er auch. Kurz vor der Grenze halten mich zwei Grenzpolizisten an und sagen mir, dass man nur per Zug über diese Grenze könne. Toll, das habe ich bisher weder gesehen noch hat es mir einer von den vielen Rumänen, mit denen ich bisher darüber gesprochen habe, gesagt. Auf jeden Fall sind sie so freundlich, ziemlich lange rumzutelefonieren, ob ich nicht in den Zug einsteigen könne, einer fahre wohl noch in gut zwei Stunden gegen 15:30. Nach genauerem Recherchieren stellt sich aber heraus, dass der letzte gerade abgefahren ist. So nehme ich den direkten Weg über viele kleine Dörfer nach Scoleni. Der eine Polizist rät mir davon ab, da der Weg kaum asphaltiert und kompliziert sei. Ich sage, das sei mir lieber, als gegen den Wind zurück nach Iași und zudem einen ziemlichen Umweg zu fahren. Er kann das einsehen, sagt mir, dass in den Dörfern niemand Englisch spreche. Außerdem schreibt er mir alle Dörfer des Weges auf einen Zettel und gibt mir zur Sicherheit die Telefonnummer der Grenzpolizei, falls ich den Weg verlieren sollte. Da ich das Gefühl habe, dass wir uns gut verstehen, frage ich ihn, ob sie mich in einem solchen Fall abholen würden. Ihm ist klar, dass ich das nicht ernst meine, lacht und sagt, man könne mir dann nur die weitere Strecke beschreiben. Tatsächlich trennt sich im ersten Dorf der Weg, beide gehen unasphaltiert weiter. Das ist aber nicht schlimm, denn es ist trocken und erst gegen Schluss wird der Boden wellig. Für die Landschaft und die speziellen Eindrücke lohnt sich der Weg aber. Danach geht es weiter auf der Bundessstraße und ich komme zum Grenzübergang Scoleni.
Fahrt nach Moldawien
Bald ist mir klar, dass das anfangs gesetzte Ziel Chișinău, welches von der Distanz her gut zu machen gewesen wäre, nicht mehr zu erreichen ist. Direkt hinter der Grenze fängt es heftig an zu regnen, und der Asphalt ist ab hier eine Katastrophe. Beschweren sollte ich mich aber nicht. Die letzten Tage waren sehr sonnig und die Temperatur war auch äußerst angenehm.
Es hat gestimmt, was ich auf der Touristeninformation gehört habe: Der Weg ist nicht nur hügelig, es führt auch über Berge. Und die Straßen sind oft eine Katastrophe. Wenigstens die Stadt Călărași will ich noch erreichen, doch durch den Regen sehe ich kaum noch etwas. Und die Straßen sind hier mit Schlaglöchern übersät. Straßenbeleuchtung gibt es nur in größeren Dörfern bzw. Städten. Den Ort endlich erreicht, komme ich mir seltsam vor: Nach der Tankstelle und ein paar anderen Gebäuden scheint er aufzuhören, auch in der Ferne sehe ich nichts. So gehe ich in die Tanke rein und frage nach. Ich werde zu einer Gruppe von 5 Männern geführt, von denen einer Englisch spricht. Erst mal wird mir freundlich Tee und Gebäck angeboten, zweitens freundlich klargemacht, dass die Straßen Moldawiens zwar in schlechtem Zustand seien, die Leute dafür freundlich. In der kleinen Stadt gebe es kein Hotel oder Ähnliches. Doch die Gruppe, unter ihnen der Bürgermeister, organisiert mir kostenlos eine Unterkunft bei der Sportanlage. Der eine von ihnen, Peter Puţuntică, ist übrigens auch mal innerhalb von 14 Tagen von der deutschen Partnerstadt Bühl (nahe Baden-Baden) hierher gefahren. Mit bis zu 250 Kilometern pro Tag, allerdings mit Begleitfahrzeugen. Schließlich fahren sie mich die etwa zwei Kilometer zur Sportanlage. Der nur russisch sprechende Hausmeister ist sehr nett, muss morgen aber früh raus wegen einer Herzuntersuchung.
Fazit: 125 Kilometer bin ich gefahren, damit hätte ich eigentlich in Chișinău ankommen müssen, es sind aber immer noch 50 km vor mir.