Tag 018 – Unpassierbarer Grenzübergang Nr. 1 (Serbien - Ungarn)

DI, 14. April 2015 – Unpassierbarer Grenzübergang Nr. 1 (Serbien - Ungarn)

Hercegszántó-Hóduna – Szeged

 

Umweg über Serbien

Das Wetter spielt heute überhaupt nicht mit. Ein paar Regentropfen wären mir viel lieber als der permanente Wind, der zu mindestens 95% von links bis vorne links kommt. Meine Nase tropft also fast ständig.

Zuerst fahre ich aber über die Grenze von Ungarn nach Serbien, von wo aus ich am Nachmittag wieder nach Ungarn zurückkehren will. Also ein kleiner Umweg über Subotica. Dieser lohnt sich aber auf jeden Fall. Der Ort hat schon was für sich, die Synagoge wie auch das Rathaus sind sehr beeindruckend. Allerdings gibt es hier wohl nie Radfahrer. Ich werde wirklich von jedem Zweiten angeschaut wie von einem Nilpferd. Von kleinen, abgelegenen Dörfern kenne ich das ja. Nicht aber von Kleinstädten. Hier gibt es immerhin fast 100.000 Einwohner.

 

 

Der Rest der Strecke ist nicht besonders erfreulich. Kurz vor der Grenze wird mir von zwei an der Tankstelle angestellten Männern gesagt, dass die Straße nur in eine Autobahn überführe, welche für mich ja nicht zu befahren sei. Ich muss ihnen wohl vertrauen, denn die drei bis vier Leute, die ich davor gefragt habe, hatten überhaupt keine Ahnung. Kurz vor der Grenze Horgoš werde ich also wieder zurückgeschickt und soll einen anderen Weg nehmen. Letztendlich sind es nicht, wie von einem Taxifahrer in Subotica gesagt, 25 Kilometer bis Szeged, die ich fahre, sondern doppelt so viele. Somit ist es auch nicht möglich, heute noch Rumänien zu erreichen.

 

 

 

Beim Grenzübergang ist mir nicht besonders wohl. Allerdings weder wegen der Kontrolle noch wegen der unnötigen Kilometer. Sondern, weil ich heute ausnahmsweise mal Cola gekauft habe. Die 2-Liter-Flasche ist inzwischen leer und mein Bauch sagt mir, dass ich heute eindeutig zu viel Zuckerkram gegessen und vor allem getrunken habe.

In Szeged komme ich erst kurz vor 8 an, als es gerade dunkel wird. Das Stadtzentrum finde ich nicht gleich. Ich erkundige mich bei einigen jungen Leuten nach einer Unterkunft; eine ungarische Studentin kann mir nicht weiterhelfen, dafür zwei aus dem Ausland, eine davon aus Nigeria. Sie schaut länger mit ihrer Freundin im Smartphone nach einem günstigen Angebot und empfiehlt mir das „Hostel 66“ .

 

 

 

Dort komme ich genau zum richtigen Moment an, denn Anna (35) trifft ebenfalls gerade ein. Sie ist momentan eine von zwei Bewohnern. Normalerweise muss man mit der Chefin telefonisch Kontakt aufnehmen, um hier reinzukommen, eine Haustürklingel gibt es nicht. Außer den Bewohnern ist niemand da. Und die Telefonnummer habe ich sowieso nicht. Ein weiterer Glücksfall ist, das sie zwar aus Baja/ Ungarn kommt, aber perfekt Deutsch spricht, da sie schon in Freiburg und München, momentan in Karslruhe, Einzelbetreeuung für Pflegebedürftige macht. Sie ist für ein paar Tage hier, weil ihr Mann (55) am Herz operiert wurde. So ruft sie die Chefin an und regelt alles. Ein weiterer Glücksfall ist, dass ich alleine in ein Dreierzimmer komme. Warum, weiß ich nicht. Denn im Sechserzimmer, in dem sie mit einem jungen Mann ist, ist noch genügend Platz. Wie ich morgen herausfinden werde, ist er nicht gerade der beste Zeitgenosse. Er fühlt sich schon gestört durch das Gespräch, das ich mit Anna führe – auf deutsch natürlich. Da hat er keine Chance, er spricht nur ungarisch. Außerdem sitzt er in dem Moment, als ich das Zimmer betrete, mit Unterhose bekleidet nicht auf seinem, sondern auf Annas Bett. Dort schaut er sich auf Annas Laptop Musikvideos an. Für beides hat er Anna nicht um Erlaubnis gefragt, sie kennen sich erst seit gestern. Die Unterhose hat er laut Anna mal irgendwo gefunden. Es nützt wohl auch nichts, dass Anna ihm sagt, dass sie schlafen wolle, er sie aber noch bis 1:30 volltextet. Und danach schnarcht er wohl die ganze Nacht.

Diese Seite wurde zuletzt aktualisiert am 07 Sep 2016 19:10:17

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