Tag 011 - Ohne Reisepass und ohne Bargeld

Graz

 

Beim Frühstück treffe ich Pablo. Alle anderen, die ich sonst am Tag meiner Ankunft kennen gelernt habe, sind inzwischen weitergereist. Überhaupt ist die Unterkunft im Moment recht leer, was mich aber nicht stört. Pablo berichtet mir von seinem gestrigen Besuch des Arnold-Schwarzenegger-Museums in Thal, einem Nachbarort von Graz. Er will dort noch mal hingehen, um was für seine Freunde einzukaufen. Ausserdem können wir uns gut über unseren gemeinsamen Wohnort Basel austauschen.

 

Dass ich heute noch in Graz bleibe, hat sich schon gestern Abend abgezeichnet. Damit ich trotzdem schnell weiterkomme, will ich so schnell wie möglich meinen Reisepass abholen. Die Geschichte dazu ist folgende: Wenn ich schon so eine lange Reise mache, kann ich auch mal problemlos einen Umweg von gut 100 Kilometern auf mich nehmen. So könnte ich nämlich durch die aserbaidschanische Exklave Nachitschewan fahren, die zwischen der Türkei, Armenien und Iran liegt. Dazu benötige ich aber ein Visum. Darum habe ich mich auch schon vor Monaten gekümmert. Allerdings ist das Aserbaidschanische Konsulat in der Schweiz kaum hilfreich. Wenn man dort anruft und sich erkundigt, heisst es „Es steht alles auf der Internetseite. Tschüs.“. Deswegen habe ich es über Deutschland probiert, was auch recht schnell funktioniert hat, jedenfalls von meiner Seite aus. Allerdings kam dazwischen, dass bei dem Konsulat – wie in Aserbaidschan und Iran – das Neujahrs- und Frühlingsfest Mouruz gefeiert wird. Das bedeutet, dass man noch ein paar Urlaubstage hinzunimmt und dass dann mindestens eine Woche nicht gearbeitet wird. Und wenn das vorbei ist, ist Ostern. Am 3. März habe ich also den Antrag mit Reisepass von Deutschland aus abgeschickt, am 2. April wurde er vom Konsulat nach Frankfurt weitergeleitet, wo er heute auch angekommen ist. Wenigstens hat sich das Aserbaidschanische Konsulat bereit erklärt, ihn – da ich ja schon unterwegs bin – nach Graz zum Schweizer Konsulat zu schicken. Dass es aber so lange dauert, hätte ich nie gedacht. Bevor ich den Reisepass nicht habe, will ich auch nicht weiterfahren.

Ein weiterer Übel kommt hinzu: nachdem ich mein letztes Bargeld für Aprés lotion, Sonnencreme und Lippenstift ausgegeben habe, merke ich, dass ich mit meiner PIN an den Bankautomaten nicht weiterkomme. Das hat mir gerade noch gefehlt! Zwar kann ich mit der VISA-Karte noch bezahlen, so lange ich keine PIN eingeben muss, im Hostel kann ich also problemlos bleiben und auch fürs Frühstück bezahlen. Aber an Bankautomaten erhalte ich kein Geld.

Ich hoffe, dass ich spätestens Freitag weiterfahren kann. Wenigstens kann ich die Zeit nutzen, um Berichte und Bilder ins Netz zu stellen.

 


Diese Seite wurde zuletzt aktualisiert am 07 Sep 2016 19:06:08

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