Tag 009 - Fahrt durch vier heftige Schneeschauer

SO, 5. April 2015 – Fahrt durch vier heftige Schneeschauer

Hollersbach im Pinzgau – Graz

 

Fahrt durch stürmische Schneeschauer

Morgens noch in der Ferienwohnung, beobachte ich aus dem Fenster mal mehr, mal weniger Schnee, mal ist es ganz trocken. Aprilwetter einfach, aber ziemlich kalt. Als ich kurz nach 11 losfahre, ist es noch trocken. Aus der Erfahrung von gestern packe ich meine Sachen noch regengeschützter ein, besonders den Rucksack, der auf dem Gepäckträger befestigt ist. Schon bald erwischt mich der erste Schneesturm des Tages, gegen den ich ziemlich kämpfen muss. Die Schneeflocken sind ziemlich dick und ich muss etwa ein Mal pro Minute meine Brillengläser vom Schnee befreien. Nach einer knappen halben Stunde habe ich es hinter mir und eine gute Stunde Zeit bis zum nächsten heftigen Schneeschauer. Dem dritten entgehe ich, indem ich kurz nach dessen Beginn in St. Johann essen gehe, danach hat er schon aufgehört. Eigentlich lässt es sich heute gut fahren. Bis auf die Strecke zwischen St. Johann im Pongau und Radstadt. Lange habe ich Zweifel, ob ich überhaupt auf dem richtigen Weg bin, denn es geht sehr lange nur bergauf und die Verkehrsschilder helfen einem auch nicht gerade weiter.

Fast den ganzen Tag habe ich neben meinem Hemd auch eine Jacke an, die ich nur ablege, wenn es ohne Niederschlag bergauf geht. Die Leute sehen mich dann noch überraschter an als sonst. Auf meine Fragen nach dem Weg bekomme ich aber immer sehr freundliche und hilfreiche Antworten.

 

 

 

Zugfahrt nach Graz

Viertel vor 7 komme ich in Radstadt an und erkundige mich nach dem Weg nach Liezen, welcher wohl noch 70 Kilometer lang sei. Auf dem Weg dorthin gebe es nur wenige kleine Dörfer, also wohl kaum eine Möglichkeit, in einem Industriegebiet zu übernachten. Außerdem sei der Radweg dorthin für lange Zeit ein Schotterweg, der wohl noch nicht vom Schnee geräumt sei. Und die nächste Unterkunft gebe es wohl erst in Liezen. Da es inzwischen merklich abgekühlt hat – kälter als die letzten zwei Tage, frage ich, wo es denn zum Bahnhof gehe. Denn ich habe keine Lust, heute Abend im Schnee stecken zu bleiben und erst recht nicht, keine Unterkunft zu finden. Am Bahnhof erwartet mich eine große, sehr erfreuliche Überraschung: Der Wartesaal ist beheizt. Das macht einen enormen Unterschied, ob man draußen steht, sich in einem unbeheizten und nur durch eine Tür von der Kälte getrennten Saal aufhält oder hier. Da kommt ganz viel neue Energie und Tatendrang in einem auf. Außerdem bemerke ich, dass in einer halben Stunde, um 19:36, der letzte heutige Zug in meine gewünschte Richtung fährt. Und der fährt nicht nur nach Liezen, sondern hat die Endstation Graz. Kurzfristig entschließe ich mich, den Zug bis dort nicht zu verlassen.

Während der Zugfahrt (über Schladming, Stainach-Irdning, Liezen, Selzthal, Stadt Rottenmann, St.Michael in Obersteiermark, Leoben Hbf) sehe ich aufgrund der einsetzenden Dunkelheit leider fast gar nichts. Und die österreichischen Bundesländer Vorarlberg, Tirol und Salzburg habe ich somit erschreckend schnell „durchfahren“, um nun auch in der Steiermark schon sehr nah am Ausland zu sein.

 

 

 

 

 

Unterkunft im Hostel

Ankunft in Graz ist um 22:14, dort fahre ich ins wenige Meter entfernte A&O Hostel, meiner ersten bezahlten Übernachtung dieser Tour. Es ist auch die erste Hilfe meiner Eltern, diese Adresse herauszufinden - ich habe nämlich kein Smartphone, will ich auch nicht. Dort angekommen treffe ich einen südamerikanischen Freund einer guten Freundin aus Basel, Pablo (35). Ebenso mache ich Bekanntschaft mit Anna (23) aus Tschechien, die schon im zweiten Jahr Au-pair in Österreich macht und nur zwei Nächte in Graz zu Gast ist.

Im Vierbettzimmer habe ich zwei Partner: Luis (ca. 50), aus der Gegend von Radstadt, macht ebenfalls Radtouren. Er hat gerade eine einwöchige Tour durch Österreich hinter sich, die er morgen beendet. Er spricht mit mir viele Stationen und Routen meiner geplanten Reise durch und empfiehlt mir, mit dem Schiff vom Iran nach Dubai (Vereinigte Arabische Emirate) zu fahren und von dort aus mit dem Flugzeug zurück zu fliegen, das sei ziemlich günstig, weil dort zig Maschinen zwischenlanden. Er kennt sich in allen Gegenden, in denen ich schon war und noch vor mir habe, extrem gut aus. Felix (ca. 25) studiert in Dresden Verpackungstechnik und macht gerade Interrail durch Österreich und die Slowakei. Er wird morgen ebenfalls weiterreisen, nämlich nach Bratislava und Hohe Tauern.

 

Ich hoffe schwer, dass es bei diesen drei Fahrten mit Zug und Bus bleibt. Denn dies ist wirklich nicht die Art von Velotour, wie ich sie bisher gemacht habe noch mir vorgestellt oder gar geahnt hätte.

Diese Seite wurde zuletzt aktualisiert am 07 Sep 2016 19:05:24

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