Tag 41 - Rückflug
FR, 9. August 2013 - Rückflug
St. Petersburg - Basel
Heute ist wie vorhersehbar der schlimmste Tag der ganzen Tour. Nicht, weil die Reise zu Ende ist. Nein, ich freue mich, wieder heim nach Basel zu kommen. Der Grund ist, dass ich auch mein Rad mitnehmen will. Und das ist bisher bei allen Fluggesellschaften, inklusive der nicht-Rad-transportierenden Bahngesellschaften ICE und TGV der Horror. Aber von Anfang an:
Um 8:15 verabschiede ich mich von Katja und mache mich auf den Weg zu der gestern auserkorenen Metrostation. Deren Eingang ist aber – entgegengesetzt der Aussage der Informationsstelle – um diese Zeit geschlossen. Man muss ein Stück weiterfahren und zu einem anderen Eingang. Gesagt, getan. Die zwei Münzen für die Fahrt erwerbe ich ebenfalls problemlos, komme aber nicht am Kontrolleur vorbei. Der sagt mir deutlich auf Englisch, dass ich mit dem Rad nicht durchkomme, verweist mich auf die Straße und betont immer wieder, dass er kein Englisch spreche. Wie gesagt, offiziell transportiert die Metro nur verpackte Räder. Es folgt das, was ich absolut umgehen will: die Fahrt mit dem Rad zu einer Metrostation, bei der ich auf einen Bus umsteigen kann, um zum Flughafen zu kommen. Wenigstens ist die Straßenführung zu dieser Station eindeutig und zwei andere Radfahrer bestätigen mir unterwegs die richtige Route. Nach geschätzten 10 Kilometern bin ich zwar noch nicht an der entsprechenden Station, sehe aber den Bus mit der Nummer 13, der mich weiterführen kann. Der erste ist randvoll, beim schnell erscheinenden zweiten quetsche ich mich aber vor, um das kleine Mittelstück für mein Rad zu ergattern. Das ist zwar nicht meine Art, aber ich habe in den letzten Wochen zu viel hinter mich gebracht, um an dieser Stelle zu scheitern. Die Fahrt verläuft optimal und kürzer als bei der Info angegeben, ich komme also sehr gut gelaunt am Flughafen an.
Dass mir das schlimmste noch bevorsteht, ist mir aber klar: die Abgabe des Velos. So kommt es auch. Die Herren, die es laut der Informationsstelle am Flughafen Riga einpacken sollten, weigern sich. So frage ich an der Auskunft nach und werde zum oberen Geschoss zu einer Zimmernummer geschickt, die es gar nicht gibt. Zurück bei der Auskunft nennt man mir eine weitere Stelle. Dort ist auch eine Angestellte, die man aber erst nach guter Suche erkenne kann. Sie sitzt nämlich schräg zum Publikum und ist unter der unbeleuchteten Anlage versteckt. Außerdem spricht sie definitiv kein Englisch und schickt mich zurück zur Auskunft. Die schickt mich bei meinem dritten Besuch dann direkt zum Einchecken, welche mich bei diesem zweiten Versuch auch durchlassen. Vor dem Abwiegen meines Gepäcks bei Baltic Air wird mir aber gesagt, das Velo müsse ebenfalls eingeschweißt werden. Und zwar ein paar Meter weiter. Dort gehe ich hin und das von mir Erwartete geschieht: der junge Mann weigert sich, denn Räder einzuschweißen ist ihm zu kompliziert. Also gehe ich wutentbrannt und leise fluchend zurück zum Schalter von Baltic Air und schildere mein Problem. Die junge engagierte Frau begleitet mich erneut zu dem jungen Mann, der dann missmutig seine Arbeit beginnt. Natürlich helfe ich ihm dabei, da man solche eine Arbeit nur schlecht allein erledigen kann. Er will trotzdem 500 statt der üblichen 300 Rubel. Auf eine Diskussion habe ich keine Lust und gebe sie ihm. Soll er doch daran ersticken. Der recht kleine Flughafen hat bei mir auf jeden Fall – mit Ausnahme der Angestellten von Baltic Air – einen schlechten Eindruck hinterlassen. Vielleicht liegt die Ursache an der schlechten Bezahlung der Angestellten, Problemen in der Kollegenschafft oder sonst was. Auf jeden Fall fällt mir auf, dass die Verbindungen zwischen den verschiedenen Angestellten schlecht sind, kaum jemand Englisch – geschweige denn Deutsch, Spanisch oder Französisch – spricht und wenig motiviert zu sein scheint. Ein internationaler Flughafen ist das auf jeden Fall nicht, was mir für diese Millionenstadt sehr seltsam vorkommt. Vor allem bestätigt sich hier für Fremde das Klischee, Russen seien grimmig und alles andere als weltoffen. Und das ist nicht gerade der Eindruck, den man an einem Flughafen vermittelt bekommen sollte.
Der Flug nach Riga startet um 12:20 ist wunderbar, der dortige etwas Aufenthalt länger. Vom Flug nach Zürich gibt es nichts zu berichten. Das Velo und alles Sonstige kommt – das war nicht immer so – gleichzeitig wie ich an und ich kann es in kürzester Zeit zusammenbauen und den Zug nach Basel nehmen, wo ich kurz nach 20 Uhr zufrieden ankomme.