Tag 18 - Fahrt nach Polen
MI, 17. Juli 2013 -
Peitz - Pszczew (Betsche)
Am Morgen wache ich um 5 durch einen Jogger auf und kann danach lange nicht wieder einschlafen. Später kommt ein Mähwagen drei Mal vorbei. Erst stutzt er die rechte Seite, dann die linke und zum Schluss fährt er einfach noch mal so vorbei. Zu dem Zeitpunkt gebe ich es endgültig auf, weiterzuschlafen.
Nach der Stadt Guben und dem Grenzfluss Lausitzer Neiße kommt die polnische Stadt Gubin, die schon nach wenigen Metern alles anbietet, was der Tourist begehrt: Geldwechsel, Märkte, Geschäfte mit Kitsch, Imbissstuben und Prostitution – alles direkt nebeneinander.
Zum ersten Mal entscheide ich mich heute dazu, mir für die Fahrt ins polnische Międzyrzecz von Google Maps eine Radkarte erstellen zu lassen. Für Autos hätte sie allerdings kaum anders ausgesehen. Vor allem die erste Straße ist stark befahren. Die zweite weniger, dafür kann man hier kaum am Straßenrand fahren, da dieser sich aufwellt. Und der Wimpel, den ich mir in Guben fürs Rad zugelegt habe, scheint auch nicht viel zu nützen. Wobei mir kaum die LKW-Fahrer, sondern einige PKW-Fahrer Sorgen machen, die es beim Überholen einfach nicht schaffen, über den Mittelstreifen zu fahren.
Das Verhalten der Polen scheint nicht anders zu sein als das der Menschen in den mir bekannten europäischen Ländern: junge Leute joggen, Senioren laufen mit Nordic-Walking-Stöcken herum. Was aber auffällt sind die vielen Männer mit nacktem Oberkörper. Ein junger Radfahrer (ca. 25) spricht mich in Krosno Odrzańskie an und bietet mir an, mich auf der Strecke aus der Stadt heraus zu begleiten. Zum Glück, denn das wäre sonst etwas schwierig geworden. Auch sonst klappt es ganz gut mit der Verständigung in Polen: meist kann doch irgendjemand Deutsch oder Englisch, auch wenn sie es anfangs verneinen. Und ein paar Brocken Polnisch habe ich noch im Gedächtnis vom Schüleraustausch 1997. Sonst klappt es auch mit Hand und Fuß ganz gut.
Der Besuch der Christus-König-Statue in Świebodzin, der weltweit größten Jesus-Statue, ist reiner Zufall und sicher kein Fehler. Allein schon deswegen, da es hier kostenlose Toiletten gibt und ich endlich wieder mal die Haare waschen und mich rasieren kann. Für eine Dusche reicht es aber nicht, dafür muss der See unterwegs herhalten. Es ist zwar schon spät, ich habe aber noch keine Übernachtungsmöglichkeit gefunden. Am See direkt sind mir viel zu viele Schnaken, zudem liegt er direkt an der Straße und scheint gut besucht zu sein. Also fahre ich weiter. Die Strecke geht zwar bergauf, lässt sich aber sehr gut befahren und ich habe Rückenwind. Von deutschen Bauarbeitern (ca. 50) erfahre ich, dass es ganz in der Nähe von Pszczew genügend Möglichkeiten gäbe, sich einen Platz zum Übernachten im Freien zu finden. Da ich nicht wirklich fündig werde, richte ich es mir am Rand der sehr wenig befahrenen Verbindungsstraße ein.