Tag 02 - Vier Generationen
MO, 1. Juli 2013 - Vier Generationen
Allensbach - Dürren
Mit dem heutigen Start erreiche ich einen Rekord: noch nie bin ich bei meinen bisherigen Radtouren so spät losgefahren. Warum so spät? Die Sonne scheint und es ist angenehm warm. Das tut besonders gut aufgrund der letztjährigen verregneten Rheintour und der Wetterlage seit Winter 2012. Nach dem Frühstück mit meiner Schwester Hannah, ihrem Mann Micha und den zwei dreimonatigen Mädchen unterhalte ich mich noch mit Onkel Ernst und Tante Gertrud. Nach einer sehr kurzen Fahrt mache ich wie letztes Jahr Halt bei meiner Großtante Resi, die ihr 101stes Lebensjahr im Altenpflegeheim Hegne verbringt. Ihr Ratschlag – den ich bisher von vielen Älteren gehört habe – „mach es, solange du kannst“ motiviert mich zusätzlich, die Tour durchzuführen. Um 18 Uhr fahre ich mit dem Katamaran von Konstanz nach Friedrichshafen, wo ich eine Stunde später ankomme. Ab hier wird die Fahrt ziemlich hügelig. Die Strecke über Tettnang nach Wangen ist aber sehenswert, allein schon wegen dem Blick auf den Bodensee von der Höhe aus. Ab dieser Strecke fahre ich für einige Tage durch Gegenden, die vor allem durch Dörfer und Weiler geprägt ist. Land- und Viehwirtschaft habenen noch große Bedeutungen, Misthäufen vor den Häusern sieht man sehr häufig, am Duft wird auch die Haltung von Kühen und Schweinen erriechbar. Durch die hohe Anzahl an Kirchen, kleinen Kapellen und sehr vielen Flurkreuze wird deutlich, dass es sich hier um katholische Gebiete handelt.
Gegen 21 Uhr schaue ich mich nach einer Schlafmöglichkeit um und werde bei einem Hof fündig. Da ich mich aber nicht einfach hier hinlegen will ohne die Nachbarn zu informieren, die sich durch mich vielleicht beängstigt fühlen könnten, spreche ich eine junge Architektin an, die gerade mit dem Auto losfahren will. Laut ihrer Aussage sind die Bewohner des einen Hauses aber gerade dabei, ins Bett zu gehen, das andere Haus sei nur selten bewohnt und beim dritten sehe ich kein Licht brennen. Also richte ich mich einfach ein. Hinter der Anlage ist der Fluss Argen, der aber durch steile und verschlammte Abhänge sowie Wiesen voller stacheligem Gewächs kaum betretbar ist. Deswegen gönne ich mir die Abenddusche an einer Regentonne. Direkt am Fluss schlafen will ich auch nicht, da mir dort zu viele Kröten, Schnecken und Mücken sind.
Für alle, die ebenfalls Radtouren für diese Region planen und sie noch nicht kennen: nehmt euch viel Zeit, um euch Konstanz und vor allem die Insel Reichenau zu genießen!