Tag 16 - Von der wachsenden Metropole hin zur schrumpfenden Stadt

Tag 16 – SA, 14. Juli 2012: Von der wachsenden Metropole hin zur schrumpfenden Stadt

Köln – Düsseldorf (mit dem Zug: Wuppertal)

Zum Schlafen auf dem Friedhof

Als ich morgens aufstehe, gehe ich gleich Brötchen holen. Am Frühstückstisch habe ich mit Pfarrer Matthias Schnegg ein sehr angeregtes Gespräch über Gott und die Welt. So frage ich ihn, ob man denn überhaupt auf einem Friedhof schlafen dürfe, wie ich es in Leimersheim getan habe – sowohl aus rechtlicher Sicht wie auch aus Gewissensgründen. Er meint, es spreche nichts dagegen, dort zu übernachten. Außerdem werde man sich so der Endlichkeit des eigenen Lebens bewusst. Eigentlich könnte ich noch im Pfarrhaus bleiben, fahre aber lieber weiter, da ich trotz der langen gestrigen Strecke einigermaßen fit bin und heute schon nach kurzer Fahrtstrecke einen längeren Aufenthalt bei einem Freund aus der Schulzeit beabsichtige.

Widerstand und Religionsvielfalt

Um 12 Uhr fahre ich los, bleibe allerdings noch ein bisschen in der Domstadt und fahre einige Plätze ab, die ich von meiner Zivildienstzeit im Ehrenfelder St. Franziskus-Spital kenne bzw. die mich interessieren. So geht es bei der Rundfahrt zuerst zur Synagoge (Roonstraße), zur neuen Zentralmoschee (Innere Kanalstraße), nach Ehrenfeld zur Gedenktafel an die Edelweißpiraten, jugendliche Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus (Schönsteinstraße) und schließlich zum Dom. Der Hinweis auf die Widerstandkämpfer ist mir sehr wichtig für die Leser, da sie vielen nicht bekannt sind. Die Moschee ist eine der architektonisch beeindruckendsten (der Neuzeit), die ich bisher gesehen habe. Der Dom, dem der Autoverkehr bzw. die Abgase ziemlich zugesetzt haben, dient mir vor allem für ein Erinnerungsfoto. Und das Foto der alten Synagoge soll zeigen, dass die Stadt (mindestens) für alle drei monotheistischen Religionen Raum und Offenheit anbietet.

Weg nach Düsseldorf & Wuppertal

Die Weiterfahrt von Köln beginnt um 15 Uhr. Den Weg aus dem Zentrum heraus habe ich mir einfacher vorgestellt. Linksrheinisch fahre ich nach Norden, wobei mich der erste Regen des Tages schon vor der Stadtgrenze erwischt. Ab Köln befinde ich mich im Gebiet Rhein-Ruhr, einer stark bevölkerten und bebauten Gegend. Die Brücke auf die rechtsrheinische Seite nach Leverkusen zu überqueren ist nicht einfach – ich finde den Zugang für Radfahrer erst nach langer Suche. Das hindert mich aber nicht daran, schon nach 3,5 Stunden Fahrt, um 18:30, das Ende meiner heutigen Radstrecke, Düsseldorf, zu erreichen. Eine Stadt, die ich bisher nur ein Mal kurz besuchte und die Neubauten des Medienhafens gesehen habe, welche aber nicht meinem Geschmack entsprechen. Der Bahnhof ist, um es nett auszudrücken, noch unattraktiver. Der Rest der Stadt, zumindest was ich sonst noch sehe, ähnlich. Wenigstens habe ich bei der Frage nach den Weg zum Bahnhof eine erfreuliche Begegnung: Ich erkundige mich bei einer etwa 30jährigen Frau mit Kopftuch. Sie erklärt mir den Weg zum Hauptbahnhof, von wo aus ich den Zug nach Wuppertal nehmen will. Meine Erfahrung der letzten Radtour hat sich bestätigt: Orientalen, vor allem, wenn sie Kleinkinder bei sich haben, sind sehr nett, sympathisch und gastfreundlich. 

Eigentlich freue ich mich auf Wuppertal – die Schwebebahn, das Markenzeichen der Stadt, fand ich immer schon faszinierend. In Wuppertal-Oberbarmen angekommen, muss ich leider feststellen, dass die Schwebebahn gerade restauriert wird. Mit einer Fahrt wird es also nichts. Dafür gönne ich mir erst mal eine gute griechische Mahlzeit. Danach laufe ich zu Reto, bei dem ich heute Nacht unterkommen werde. Wir kennen uns seit der Schulzeit und momentan studiert er hier. Während meine Wäsche bei ihm endlich wieder mal Bekanntschaft mit einer Waschmaschine macht, gehen wir einkaufen. Am Abend tauschen wir uns bei einigen Bier ausgiebig über unsere Erfahrungen in Basel und Wuppertal aus.

Tipps für andere Reisende:

-      Wuppertaler Schwebebahn: schwebt seit über 100 Jahren durch die Stadt und steht unter Denkmalschutz

Köln, Grosse Synagoge	Köln	Köln, Zentralmoschee	Köln, Zentralmoschee
Köln-Ehrenfeld, Gedenken an die Edelweisspiraten	Köln, vor dem Dom auf der Hohenzollernbrücke	Leverkusen	unterwegs
Fasan	unterwegs	unterwegs	kurz vor Düsseldorf
Düsseldorf, Hauptbahnhof	Wuppertal, Schwebebahn