Tag 90 - Pressearbeit und Radtour beiderseits der Mauer
FR, 29.06.2007: Pressearbeit und Radtour beiderseits der Mauer
Bethlehem, Beit Jala
Nach einigen Problemen mit der richtigen Telefonnummer und der Verbindung führt Michael Winter vom Konradsblatt gegen 12 Uhr ein etwa 20minütiges Interview über meine Reise mit mir. Er selbst war vor einem Jahr auch schon in Bethlehem und hat ausführlich berichtet (s. www.konradsblatt.badeniaonline.de/scripts/inhalt/artikel.php?id=1682&konradsblattID=325&status=archiv&jahr=2006, www.konradsblatt.badeniaonline.de/scripts/inhalt/artikel.php?id=282&konradsblattID=111&status=archiv&jahr=2002). Der Artikel wird in der Ausgabe vom 15.Juli erscheinen.
Gegen 12:30 gibt es eine Fotosession mit der „Chefetage” des Babyhospitals. Die Bilder illustrieren einen Artikel, der auf der Homepage der Kinderhilfe Bethlehem veröffentlich wird.
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Um 15:30 habe ich ein Gespräch mit Sr. Silvia aus Italien. Sie ist sehr interessiert an meiner Reise, Beweggründen und Erfahrungen. Einen Bericht will sie in ihre Heimat schicken.
Die Nonnen beten jeden Freitag an der Mauer, unterstützt von Einheimischen.
Ab 17 Uhr fahre ich mit dem Rad ein bisschen durch Bethlehem und kurz nach Beit Jala, einem Nachbarort von Bethlehem. Dort leben – wie auf der anderen Seite Bethlehems in Beit Sahur – immer noch zum Großteil Christen. Allerdings können sich die Bewohner der beiden Ortschaften nicht ausstehen.
Am Ende meiner heutigen kleinen Radtour nutze ich meine Möglichkeiten als Deutscher und bewege mich ein wenig auf beiden Seiten der Mauer. Ich kann da beinahe problemlos hin und her, mir den Checkpoint in Ruhe ansehen und Fotos schießen. Es ist schwer, sich klarzumachen, dass es für die Bewohner Bethlehems kaum möglich ist, hier rauszukommen. Sogar mit einer gültigen Arbeitserlaubnis kann es sein, dass man nicht durchgelassen wird. Man ist also dem israelischen Militär völlig ausgesetzt und auf muss deren gute Laune hoffen.
Zum Abendessen geht es um 19 Uhr zurück zum Babyhospital: Spaghetti, Tomatensosse und Salat mit Ernst Langensand. Super, endlich wieder mal ausgiebig gut essen und satt werden.
Noch etwas zu den christlichen Flüchtlingen bzw. Palästinensern im Ausland: Diejenigen, die einmal ausgewandert sind, müssen sich entscheiden: Wenn sie nicht mindestens ein Mal jährlich zurückkehren, verlieren sie aufgrund der israelischen Gesetzgebung ihre „Staatsbürgerschaft“ Palästinas. Somit leben hier inzwischen auch einige „Staatenlose“, die wieder zurück in die Heimat wollten. Die Rückkehr ist aber auch nicht ganz einfach: Erst ein Mal an das fremde Land und die dortige Freiheit gewohnt, fällt es vielen schwer, sich hier in der kleinen, überschaubaren Welt wieder einzuleben. Die Erwartungen - besonders der zweiten Generation im Ausland - sind groß, wenn sie in die Heimat der Eltern zurückkehren. Und an eine Rückkehr aller vertriebenen bzw. geflohenen Palästinenser (1948 etwa 650.000) und ihrer Nachfahren (heute etwa 4 Millionen), wie es sich die Autonomieregierung wünscht, ist aufgrund von Platzgründen, Infrastruktur und fehlenden finanziellen Mitteln ohnehin nicht zu denken.