Tag 77 - Statt irakischen Flüchtlingen iranische Pilger
SA, 16.06.2007 - Statt irakischen Flüchtlingen iranische Pilger
Damaskus
Im Hotel bekomme ich von Maja aus Slowenien noch ein paar Tipps für den Libanon. Sie war dort in ihrer Tätigkeit als Journalistin unterwegs.
Ein Gang zur Touristeninformation erweist sich als so ergiebig wie in der Türkei und den meisten anderen von mir aufgesuchten Ländern. Ein einzelner Mann ist schwer damit beschäftigt, Zeitung zu lesen. Wenn er einen bemerkt, weist er darauf hin, dass man sich auch selbst bedienen kann. Damit hat es sich auch mit der "Information". Meine Fragen spare ich mir, auch wenn ich mir einen großen Spaß daraus hätte machen können, ihn ein paar Minuten lang zu nerven.
Damaskus |
beim Einkaufen |
Am Mittag fahre ich mit dem Bus in den Vorort Saidah Zeinab. Dieser soll zum Großteil von irakischen Flüchtlingen bewohnt sein. Geschätzte 2 Millionen sind jetzt in Syrien, und jeden Monat kommen etwa 40.000 neue dazu, womit das Land an die Grenzen seiner Aufnahmekapazität stößt (www.uni-kassel.de). Als ich ankomme, scheint sich dieses Bild durch viele neue Häuser und eine neue Moschee zu bestätigen. Vor allem aber fällt die imposante alte schiitische Moschee mit ihren beiden Minaretten auf. Zuerst zieht es mich dorthin; es scheint sich zu lohnen: Hier existiert ein bunteres Gemisch als in den Moscheen, die ich bisher besichtigt habe. In einen Bereich darf ich nicht hinein, nicht mal fotografieren. Der Gebetsraum ist der glänzendste, den ich bisher gesehen habe. Hier ist wohl kein Zentimeter unbedeckter Wand übrig gelassen worden. Fotografieren ist auch hier verboten, aber ich tue es den paar Moslems gleich, die ihre Kamera umherschwenken. Nach ein paar Minuten in einer Ecke werde ich beim Herausgehen freundlich gefragt, wo ich herkomme, ob es mir gut gehe und...ob ich ein Moslem sei. Ich muss hier sofort aufgefallen sein, denn ich bin der Einzige unter den vielen hier, der nicht den Hauch eines orientalischen Aussehens hat. Auch wenn der Türsteher – oder was er auch sonst ist – schlecht englisch spricht, verstehe ich die Botschaft: Bitte den Gebetsraum verlassen. Das ist mir bisher nur ein Mal vor ein paar Jahren in Jerusalem passiert, als ich erst gar nicht in den Felsendom rein durfte. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass hier viele Pilger sind. Wie gestern bei der Omajjaden-Moschee sind viele Gruppen unterwegs, die nicht ortsansässig zu sein scheinen. Der Grund: die Schiiten trauern um die Tochter Mohammeds bzw. die Frau des Imam Aini, dem 1. Imam und 5.Nachfolger Mohammeds, um Fatima. Aufgrund der Verteilung der Schiiten ist davon auszugehen, dass der Großteil der Pilger aus dem Iran kommt.
Mit der Suche nach den irakischen Flüchtlingen ist es also nichts, aber ich gebe mich auch so zufrieden und trete die Busfahrt zurück nach Damaskus an.
Noch kurz etwas für die unter Euch, die sich das Rauchen abgewöhnen wollen: Kommt bloß nicht in den Nahen Osten! Hier rauchen fast alle Männer und wenn man in einem Restaurant sitzt, wird einem alle 5 Minuten eine Kippe angeboten.
Grosse Moshee Saideh Zeinab |
Grosse Moschee II |
Grosse Moschee III |
neuer Stadtteil Saideh Zainab |
...war vor 4 Jahren auch nicht viel anders |