Tag 74 – Kirchentour (I)

MI, 13.06.2007 – Kirchentour (I)

Damaskus

Damaskus ist eine der ältesten Städte der Welt, wird sowohl in den heiligen Büchern der monotheistischen Religionen wie auch in historischen Schriften erwähnt. Die Altstadt zählt seit 1979 zum Weltkulturerbe der UNESCO, steht allerdings aufgrund des massiven Bevölkerungszuwachses (durch hohe Geburtenrate, Landflucht und irakische Flüchtlinge gibt es heute etwa 2,5 Mio. Einwohner inklusive der Vorstädte), der Zunahme des Individualverkehrs inzwischen auf der Roten Liste gefährdeter Kulturgüter.
Der Großteil der Bewohner sind Araber. Neben anderen Minderheiten gibt es auch kurdische, palästinensische und seit 2003 auch viele irakische Flüchtlinge. Ca. 75% der Einwohner Damaskus' sind sunnitische Moslems, etwa 15% Christen vieler verschiedener Konfessionen.

Syrien ist, was die Meinungsfreiheit betrifft, sicher kein Vorzeigestaat im positiven Sinne. In anderen Bereichen ist der Staat aber vorbildlich:
Das Zusammenleben ist friedlich. Und auch an diesem Ort gibt es wieder jemanden, der den Frieden zwischen den Religionen sucht: Der bedeutendste syrische Imam, Bashar Arafat (www.weltfriede.at). Auch Staatspräsident Baschar al-Assad hat sich mal engagiert: Er hat dem griechisch-orthodoxen Patriarchen von Antiochien (residiert in Damaskus), Ignatios Hazim, den ersten Weihnachtsbesuch eines syrischen Präsidenten seit der Unabhängigkeit des Landes im Jahre 1946 abgestattet. Nicht zu vergessen Papst Johannes Paul II: 2001 hat hier als erster Papst ein islamisches Gotteshaus, die Omajjaden-Moschee in Damaskus, besucht.

Heute mache ich eine "Kirchentour" durch das christliche, im Nordosten der Altstadt liegende Viertel Bab Tuma, das seinen Namen von einem der sieben Stadttore hat. Wer am Freitag – dem islamischen Feiertag – einkaufen will, sollte hierher kommen. Die Geschäfte sind nämlich geöffnet, man lebt hier autonom von der restlichen Stadt. Dafür ist sonntags zu. (s. de.wikipedia.org). Die christlichen Viertel erinnern sehr an die Altstadtviertel, wie man sie auch von daheim oder wenigstens aus Europa kennt.

Am Schluss lande ich in der 6 Meter unter der Erde liegenden Kirche des Heiligen Ananias ("Kirche Hanania"). Die Kirche erinnert daran, dass Paulus hier sein verlorenes Augenlicht wieder zurück erhielt.

Als ich mich später nach dem Weg erkundige, komme ich in ein längeres Gespräch mit Auni im christlichen Viertel über die Veränderungen im Stadtteil seit dem Bau von Moscheen, die Unmöglichkeit für Christen, in die heilige Stadt Jerusalem zu pilgern...:

 

Kirche neben Moschee I
Kirche neben Moschee I
Kirche neben Moschee II
Kirche neben Moschee II
Mit Auni
mit Auni
Christliches Viertel
christliches Viertel
Vor der Anania-Kirche
vor der Anania-Kirche
     

 

Zu Syrien:

Der Präsident – von dem man sich am Beginn seiner Regierungszeit im Land selbst, aber auch im Westen – sehr viel erhofft hat (mehr Freiheit, Presse- und Meinungsfreiheit, Demokratie,...) ist angeblich schlimmer als sein gefürchteter Vater. Anscheinend sind es auch nicht der Geheimdienst oder Kräfte aus dem religiösen und militärischen Bereich, sondern wirklich der Präsident selbst, der hier alles trägt. Seine anfänglichen Versprechen zählen nicht mehr. Die Demokratie scheint ihm doch zu gefährlich zu sein, denn sie bedeutet Veränderungen.

Die Hoffnungen der Demokraten, der Intellektuellen und des Westens waren groß, als die in etwa gleichaltrigen, alle in europäischen Staaten studierten Herrscherkinder Oberhäupter arabischer Länder wurden: Abdullah II. 1999 (König von Jordanien), Mohammed VI. (1999 König von Marokko) und Baschar al-Assad (2000 Präsident von Syrien). Die großen Hoffnungen haben sich aber nur teilweise erfüllt; in Syrien ist es nach Ansicht vieler sogar schlimmer geworden.
(vgl. www.spiegel.de)

Schließlich finde ich sogar noch eine kleine, aber gemütliche Kneipe – Fassungsvermögen maximal 15 Leute. Endlich einfach hinsetzen und ein kaltes Bier trinken! Sogar der Ausgehtipp der FAZ, der „Club Domino“, zieht mich nicht an: er ist ein normales Restaurant, anscheinend mit einer Tanzfläche, wo gelegentlich mal Leute ihre Hüften bewegen. Allerdings: seine Lage lässt nichts zu wüschen übrig, wirklich gemütlich. Für Leute aber, die gerne ausgehen – und damit meine ich nicht Restaurants – hat Syrien meiner Erfahrung nach nicht viel zu bieten. Tipps nehme ich gerne entgegen.

 

Abends im christlichen Viertel
abends im christlichen Viertel
Endlich eine Kneipe gefunden
endlich eine Kneipe gefunden
Club Dominio, Ausgehtip laut FAZ
Club Dominio, Ausgehtip laut FAZ
Erste Versuche
erste Versuche
Diese Seite wurde zuletzt aktualisiert am 20 Feb 2016 11:43:05

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