Tag 70 – Nervender Straßenverkehr und ein durchdiskutierter Abend auf den Spuren von Nathan dem Weisen
SA, 09.06.2007 – Nervender Straßenverkehr und ein durchdiskutierter Abend auf den Spuren von Nathan dem Weisen
Aleppo
Heute geht’s zum Museum. Da dort gerade umgebaut wird, sieht es ziemlich chaotisch aus. Außer mir ist auch fast niemand da. Daher fällt es auch ein bisschen schwer, unauffällig zu fotografieren – das ist nämlich verboten.
Weiter geht es auf die Zitadelle (s. Fotos). Die Grosse Moschee ist ein Ruhepunkt und wunderschön dazu. Kinder haben hier einen sehr großen Stellenwert. So sieht man sie auch überall frei spielen und toben. Und es kann sie nichts mehr begeistern als die Zoom-Funktion einer Kamera.
im Nationalmuseum |
Nationalmuseum |
vor dem Hostel Spring flower |
auf der Zitadelle |
Blick auf Aleppo |
Ausschnitt aus der Stadtsanierung |
Grosse Moschee |
Später führt mich eine Radtour zuerst zum Grossen Park, wobei ich mir die Fahrt zu der müllbübersäten Grünfläche eigentlich hätte sparen können. Dann geht es zum Bahnhof Aleppo (www.bahnbilder.de). Er ist Teil der Strecke der Bagdadbahn (de.wikipedia.org/wiki/Bild:BagdadbahnKarte.png), die wiederum Teil der einst geplanten Strecke Berlin-Bagdad ist. Im Nahen Osten fahren übrigens die alten Waggons und Loks der DDR und einige der zusammengepuzzleten Züge tragen auch noch den Schriftzug der ICs..
Die Rückfahrt zum Hotel ist schlimmer als die Hinfahrt. Aleppo ist ohnehin schon schwierig zu befahren, auch mit dem Fahrrad. Was auf dem Stadtplan einfach aussieht, ist der Horror. Es gibt nur Einbahnstrassen, die man eine Weile, nicht aber den ganzen Tag befahren kann. Das Ganze geht hier kreuz und quer durcheinander. Und wenn man von jemandem gesagt bekommt, man müsse nur geradeaus fahren und den Taxis folgen, kann man davon ausgehen, dass sich die Strasse in einem spitzen Winkel aufteilt und gleich viele Autos und Taxis in beide Richtungen fahren. Zudem wird gerade an jeder Ecke renoviert oder umgebaut. Und der Autoverkehr ist echt stressig. Mitten während der Irrfahrt lande ich auf einer großen Kreuzung, die ich aber trotz aller Phantasie nicht auf dem Stadtplan finden kann. Aber: Um mich herum sind lauter Kirchen und Moscheen, die sich gut für ein Foto eignen.
Zurück im Hotel dann eine nette Überraschung: Ein junger Mann kommt die Treppe hoch und meint "Dich kenne ich doch!" Allerdings. Es ist Florian, den ich im Rahmen des Weltjugendtages in Köln 2005 getroffen habe. Er ist nämlich mit einem sehr guten Freund aus dem Saarland verwandt. Derzeit macht er ein Freiwilliges Soziales Jahr (oder Zivi?) in Lattakia und kommt gerade von einem Kurzbesuch aus Deutschland zurück.
Weiterhin ist Claudia im Hotel. Sie kommt aus Erfurt und ist seit einem Jahr mit dem Hostelchef Ussama verlobt.
Heute Abend bleiben wir alle im Hostel und tauschen uns aus über Politik, Geschichte und Religion im Nahen Osten. Wir stimmen sehr schnell darin überein, dass die angeblichen religiösen Grunde, die oft als Grund für Streitigkeiten, Kämpfe oder sogar Krieg angegeben werden, nur vorgeschoben sind. Diskussionen um die heiligen Städte, den richtigen Gott, den wahren Erlöser, die korrekte Interpretation der Schriften sind richtig und wichtig. Doch sind Diskussionen dafür gedacht, sich näher zu kommen, nicht, sich voneinander zu entfernen und sich danach gegenseitig die Köpfe einzuschlagen. Bei den großen Streitigkeiten finden aber nicht einmal Diskussionen oder Gespräche statt, der Feind steht eigentlich vorher schon fest. Und da hat sich das unterschiedliche Religions- oder Glaubensbild schon immer als gut einsetzbar erwiesen: Sei es in den Bauernkriegen, in Nordirland, bei den Kreuzzügen oder sonst wo. Nur hat es mit der wahren Religion nichts zu tun. Tatsächlich geht es den Streithähnen um Land, um Macht, um Geld.
Grosser Park |
Bahnhof Aleppo |
Kirche |
Moschee, im Hintergrund Kirche |
mit Florian |