Tag 69 - Wahlen à la Syrien
FR, 08.06.2007 - Wahlen à la Syrien
Aleppo
Offensichtlich habe ich mich gestern überschätzt Die Kondition geht doch schnell flöten, wenn man ein paar Tage aussetzt. Auf die Kniebandage hätte ich echt nicht verzichten sollen. Ich humpele heute mehr als dass ich laufe.
Am Abend gehe ich mit Mohammad (Marokko) und Manuel (Portugal) in einem irakischen Restaurant Essen . Dort erkundige ich mich nach irakischen Flüchtlingen. Der Besitzer meint, die seien in Aleppo alle verstreut, es gebe aber Lager bei Damaskus und natürlich an der Grenze zum Irak.
Später mache ich mich mit Mohammad noch auf den Weg ins christliche Viertel (Salam kommt heute nicht mit – er ist frustriert, da Damaskus in einem Fußballspiel über Aleppo gesiegt hat). Für Leute, die gerne in Bars gehen, gibt die Stadt nicht viel her, selbst das christliche Viertel nicht. Empfehlen möchte ich sie trotzdem, da die Architektur hier überwältigend ist; so z.B. die maronitische Kirche, deren Anblick das fehlende Bier gut ausgleichen kann.
Fußball: Sieg Damaskus' über Aleppo |
Könige der Vitamine |
Maronitische Kathedrale |
Ach so, am 28.Mai waren Präsidentschaftswahlen in Syrien. Wie ich ein paar Tage später von einer deutschen Touristin – die sich in der arabischen Welt auskennt – mitbekomme, geht es bei den Wahlen unbeschreiblich demokratisch zu: Alle, wirklich alle dürfen wählen. Auch ich hätte da mitmachen können. Sogar mehrfach. Und ich hätte dafür nicht einmal meinen Ausweis gebraucht. Endlich mal Wahlen, die nicht kompliziert sind! Und es wurde einem sogar gezeigt, wo man den Strich machen muss (man konnte nur mit "ja" oder "nein" stimmen)!! Ach ja, gewählt wurde übrigens Baschar al-Assad mit 97%, der schon bisher Präsident war. Genau wie sein "demokratisch" gewählter Vater. Und wahrscheinlich wird auch sein Sohn einmal "demokratisch" gewählt werden.
Zur Feier des Tages gab es ein riesiges Feuerwerk. Alle freuten sich über das Funken sprühende Licht in der Nacht, das einen ein wenig davon abhält, sich Sorgen über den knurrenden Magen und den leeren Geldbeutel zu machen. Und davon, dass morgen die Steuern wieder ein bisschen steigen, um das schöne Feuerwerk zu bezahlen.