Tag 61 - Eine Museumskirche und ein erfolgloser Trampversuch
DO, 31.Mai 2007 - Eine Museumskirche und ein erfolgloser Trampversuch
Ankunft Van – Akdamar - Diyarbakır
Am frühen Morgen sehe ich zum ersten Mal den Van-See, den größten Binnensee des Landes (120 km lang, 80 km breit). Es ist eine wunderschöne Fahrt, vorbei zwischen dem See und den schneebedeckten Bergen. Zu erwähnen sind natürlich auch die hier beheimateten Van-Katzen mit den verschiedenfarbigen Augen, die einzige bekannte „Katzenrasse, die freiwillig ins Wasser geht und schwimmt“.
Gegen 6:30 erreiche ich Van, das am Ostufer des Sees liegt. Die Stadt hat angeblich deutlich mehr als die offiziellen 226.000 Einwohner (2002): Rechnet man die kurdischen Flüchtlinge der Region dazu, wären es etwa 400.000. Die Stadt ist seit etwa 3 Jahrtausenden bewohnt, wobei das Massaker 1915 an etwa 100.000 christlichen Armeniern zu den traurigsten Ereignissen in der Geschichte dieser Stadt gehört. Wirtschaftlich ist Van eine Katastrophe, weswegen viele in den Westen des Landes flüchten. (de.wikipedia.org)
Hergekommen bin ich wegen der seenahen Burg von Van. Dafür ein kleiner Tipp für die Fotografen unter euch: Aufgrund des Sonnenstandes und des Lichtes könnt ihr abends und nachts die besten Fotos machen, morgens habt ihr hinter dem fotogenen Teil der Burg die Sonne.
Noch eine Kleinigkeit für die Schweizer unter euch: Es besteht eine Städtepartnerschaft mit Basel. Diese soll unter anderem dazu beitragen, die dortige Massenarbeitslosigkeit (also in Van) zu bekämpfen (www.onlinereports.ch). Erwähnenswert ist dabei besonders die Zusammenarbeit der Basler mit den Kurden, die in Basel leben.
Morgendlicher Blick aus dem Bus |
Burg Van I |
Blick auf den Vansee |
Burg Van II |
Burg Van III |
Burg Van IV |
Vansee |
Kurz vor meiner Abfahrt nach Akdamar tut sich mir eine neue Welt auf. Die Insassinnen eines Minibus, Damen und Mädchen jeden Alters, finden meinen Anblick recht erheiternd und fragen mich, ob ich denn nicht ein Foto von ihnen machen könne. Sehr gern sogar! Selbst zu fragen getraut hätte ich mich aber sicher nicht.
Etwa eine Busstunde von Van entfernt liegt die Insel Akdamar, auf der die “Kirche zum Heiligen Kreuz” aus dem 10.Jh. steht. Die wunderschöne Insel ist mit der Personenfähre zu erreichen. Die Außenwände der Kirche sind voller Reliefs, im Inneren sind noch einige Fresken erhalten. (de.wikipedia.org)
Da die türkische Bevölkerung wie auch die Politiker solche Gebäude – egal welcher Religion – nicht als sakralen Ort, sondern als touristische Attraktion ansehen, werden sie entsprechend behandelt: Bei der Restaurierung durften auf der Kirche weder ein Kreuz noch Glocken angebracht werden und es sind auch keine Gottesdienste möglich.
Allerdings ist auch zu bemerken: “Die Heiligkreuzkirche ist das erste armenische Monument überhaupt, das in der Türkei restauriert wurde” (www.nzz.ch). Es scheint also ein Umdenken und neue Bewertung der Geschichte zu geben. Wenn auch so manches hätte entgegenkommender gestaltet werden können (keine geöffneten Grenzübergänge nach Armenien,…), ist es doch als ein guter Anfang neuer Beziehungen zwischen der Türkei und Armenien zu werten.
fotofreudige Damen |
auf dem Weg nach Akdamar |
Kirche zum Heiligen Kreuz, Insel Akdamar |
Kirche zum Heiligen Kreuz II |
Um auf der Reise alle mir üblichen Fortbewegungsmittel auszuschöpfen, strecke ich nach der Rückkehr von der Insel an Land den Daumen raus, denn der nächste Bus fährt erst in etwa drei Stunden. Der Erfolg ist allerdings sehr bescheiden. Es halten zwar einige LKWs, die fahren aber alle in eine andere Richtung. Nach zwei Stunden gebe ich auf, setze mich ins Cafe und warte auf den Bus
Um 18:45 geht es mit dem Bus weiter nach Diyarbakır, wo ich nachts nach einer Polizeikontrolle gegen 2 ankomme. Ich mache es mir in der Bushaltestelle soweit wie möglich gemütlich…
nächtliche Polizeikontrolle |
Raststätte |