Tag 59 - Geschäftesterben und gelingendes Multikulti
DI, 29.Mai 2007 - Geschäftesterben und gelingendes Multikulti
Antakya
Der Morgen beginnt wieder mit Hausarbeiten. Da ich dabei auch ein bisschen einkaufen muss, fällt mir Folgendes auf: Die Geschäfte machen hier eine ähnliche Entwicklung durch wie die deutschen seit den 50ern. Die Kleinen gehen ein, müssen den Platz den großen Ketten überlassen. Das hat für den Käufer zwar einige Vorteile, im Gesamten aber eher Nachteile: Verlust des Privaten und der Kultur, mangelnde Identifikation mit dem Geschäft und schließlich eine allgemeine Isolierung. Heute habe ich – ich will es gar nicht kritisieren, sondern nur feststellen – eine einzelne junge Frau in einem Restaurant gesehen. Ein Novum für mich in der Türkei. Allerdings war sie da in “guter Gesellschaft” – um sie herum waren etwa 5 einzelne Herren.
Andererseits stelle ich mir bei den kleinen Geschäften oft die Frage, wie diese denn überleben können, wenn die Angestellten sich übereinander lagern oder – wie in Antakya – es 10 mal so viele Kuaförs (Friseure) wie Kneipen, Kinos und Kirchen zusammen gibt.
Trotz allem zeigt sich mir die Türkei nach meinen Eindrücken (Industrialisierung bzw. Dienstleistung) eher EU-geeignet als so manche Ostblockstaaten, die schon drin sind.
frisch geschlachtet |
Antakya |
Arm in Arm - ein seltener Anblick |
Kirche St. Paul |
Zu Antakya: Dis Stadt ist auch bekannt unter dem historischen Namen Antiochia. Was hier sofort auffällt und schon immer so war: Die multikulturelle Mischung der Bevölkerung, die vielen verschiedenen Sprachen (türkisch, arabisch) und Religionen (Moslems, Christen und Juden), die hier friedlich nebeneinander wohnen und leben. In “meinem” Viertel reiht sich alles nebeneinander, wobei hier die Kirchen überwiegen: Eine katholische, eine protestantische und eine orthodoxe. Im Umkreis von nicht einmal 100 m gibt es aber auch eine Moschee und eine Synagoge. Ein optimaler Standort also für ein Haus der Begegnung der Religionen.