Tag 53 - Stürmische Böen und ein ökumenischer Chor

MI 23.Mai 2007 - Stürmische Böen und ein ökumenischer Chor


İskenderun – Belen – Antakya

Um mich vor möglichen Vermutungen und Verdächtigungen zu schützen: Während der ganzen Tour und meiner bisherigen Aktivitäten als Fahrradfahrer habe ich keine Dopingsubstanzen konsumiert, insbesondere Epo nicht. Die anfangs eingesetzte Kniebandage und Ibuprofen habe ich seit einer Woche abgesetzt.
Es ist hinzuzufügen, dass das Arzneimittel Ibuprofen u.a. zur Behandlung von Schmerzen eingesetzt wird. Eine stimulierende Wirkung besteht nicht!

Um 9:30 stehen wir auf, um dann in der Stadt noch mal Tayfun zu treffen. Er überreicht mir eine Sammlung von Kopien seiner Lieblingsbands der Türkei. Die höre ich mir daheim sicher gerne an.

Um 12:45 komme ich total verschwitzt nach ein paar Minuten Fahrt bergauf wieder dort an, wo ich gestern Nacht schlafen wollte. Es wird hier deutlich: so nett und interessant es ist, was die gastgebenden Türken einem so mitteilen und wie sie ihre Stadt präsentieren - es kostet jedes Mal gut 4-5 Stunden zusätzliche Zeit.
Anstatt weiterzufahren, lege ich eine Mittagspause ein: Essen und Schlafen, dazu die wunderschöne Aussicht auf die Stadt und das Meer von hier oben genießen.

 

Iskenderun I
Iskenderun I
Über den Dächern Iskenderuns mit Erhan
über den Dächern Iskenderuns mit Erhan
Iskenderun II
Iskenderun II
Blick vom Berg aus
Blick vom Berg aus

 

Um 14:30 geht es dann wirklich los. Und zwar erst mal bergauf. Die Strasse schlängelt sich den Berg rauf und mit ihr ändert sich auch immer die Windrichtung. So komme ich einmal aus dem Stand in Fahrt, ohne die Pedale zu treten - 5 km/h bergauf allein durch den Rückenwind! Danach wird es aber kritisch und ich mache langsam. Nach Belen geht es wieder abwärts. Wenigstens habe ich hier den ersten Berg, bei dessen Abfahrt man die ganze Zeit auf die Ebene hinab schauen kann. Beeindruckend ! Nur die Geschwindigkeit muss ich drosseln: Ich fahre gerade mal mit 30 km/h bergab, wobei ich ohne Einsatz der Bremsen bestimmt 60 fahren würde. Aber der Wind ist mir zu gefährlich, er wechselt sogar bei gleicher Streckenrichtung seine Richtung unerwartet. Als es mich trotz der gedrosselten Geschwindigkeit einmal beinahe vom Sattel reißt, wird mir die Gefahr noch deutlicher.

Unten angekommen, muss ich anhalten. Der Seitenwind bläst hier so stark, dass eine Weiterfahrt unmöglich ist. Erst ein paar Minuten Wartezeit lassen eine langsame Fortsetzung zu. So eine Fahrt ist sehr demotivierend, vor allem, wenn sich der Wind alle paar Tage wieder von seiner heftigen Seite zeigt. Inzwischen ist mir sogar der Gegenwind am liebsten, den kann man wenigstens einigermaßen einschätzen.

 

Erstes Strassenschild für Syrien (Halep; Aleppo)
erstes Strassenschild für Syrien (Halep; Aleppo)
Belen
Belen
Wieder Bergab
wieder Bergab
Schafherde
Schafherde

 

Gegen 18:30 endlich in Antakya, welches früher Antiochia hieß. Allerdings muss ich erst mal herausfinden, wo ich übernachten kann. Ich kann mich grob daran erinnern, dass anscheinend mal eine deutsche Frau vor ein paar Jahrzehnten mit dem Rad nach Jerusalem wollte und hier “hängen geblieben” ist. Meine Mutter hat darüber gut recherchiert und so begebe ich mich auf die Suche nach der katholischen St. Paulus-Kirche, auch bekannt als “Bebekli kilisesi” (Babykirche). Die Suche gestaltet sich wie immer nicht besonders einfach. Denn jeder scheint zu verstehen, ich wolle – wie jeder andere Tourist – zur Grottenkirche St.Peter/ St.Pierre, der (angeblich) ältesten Kirche der Christenheit. Das ist ja auch bescheuert. Wie kann man nur eine Kirche St. Paulus nennen, wenn es schon eine St. Peter gibt? Aber das gibt es ja auch in Rom. Und außerdem ist hier – wie ich noch lernen werde – eines der wichtigsten Zentren der frühen Kirche: Petrus war hier, Paulus auch, also 2 der wichtigsten Gestalten des frühen Christentums, und später wurde Antiochia zum Sitz eines Patriarchen und Tagungsort vieler Kirchenversammlungen.

Die Kirche dann doch noch gefunden, bringt mich der Pfarrer zu Schwester Barbara Kallasch, die gerade um die Ecke wohnt.
Kaum angekommen, geht es weiter. Heute Abend um 20 Uhr ist ein Treffen des noch jungen, ca. 3 Monate alten, ökumenischen Chores, gesungen wird heute aber nicht, sondern geplant. Mehr dazu später...

 

Antakya
Antakya (Antiochia)
Interreligiöser Chor
Interreligiöser Chor
   
Diese Seite wurde zuletzt aktualisiert am 15 Feb 2016 07:29:16

Tag 53 - Stürmische Böen und ein ökumenischer Chor Menu