Tag 52 – „Peter was here...“ und ein Abend am Mittelmeerstrand
DI, 22.Mai 2007 – „Peter was here...“ und ein Abend am Mittelmeerstrand
Adana – (Ceyhan, Toprakkale, Erzin) – İskenderun
Um 9 Uhr verabschiede ich mich und nach dem täglichen Essenseinkauf (heute: viel Gebäck) und dem notwendigen Geldwechsel geht die Tour um 10:15 los. Keine zwei Stunden später habe ich einen Radfahrer neben mir: Ahmet. Normalerweise arbeitet er in Istanbul, kann aufgrund seiner Arbeit und Studium aber auch sehr gut deutsch. Wir fahren etwa eine Stunde zusammen, dann kehrt er um.
Kurz vor Ceyhan werde ich an einer Tankstelle von einem Bediensteten angesprochen. Diesmal mit einer ungewöhnlichen Information: Vor zwei Tagen sei ein anderer Radfahrer, ein gewisser Peter aus Deutschland, ebenfalls hier gewesen. Er habe sich nach dem Weg nach Antakya erkundigt und wolle mit dem Rad nach Jerusalem fahren. Leute gibt’s auf der Welt…
Adana |
Moschee Adana |
mit Ahmet |
Noch mehr Weinanbau |
18:50, kurz vor İskenderun: Zum ersten Mal sprechen Kinder mich mit der Wortkombination “Hello, hello, money, money!” an und grinsen mich dabei noch blöd an. Darauf habe ich nur gewartet. Die Kinder in Kappadokien haben wenigstens noch mit der Bitte um Geld gewartet und mit den Händen gewunken. Für die nächste Tour sollte ich mit wirklich Pfefferspray und einen dicken Baseballschläger mitnehmen... Ich hätte wirklich kein Problem damit, dabei das Bild des bösen deutschen Touristen zu hinterlassen. Wenn die Kindern mich dann in Ruhe ließen, könnte ich gut damit leben.
Auf einen größeren Einkauf bei Migros in İskenderun kann ich um 19:30 nicht verzichten und mache mich erst danach auf die Suche nach einer Schlafmöglichkeit. Heute war das nicht einfach. Seit gut zwei Stunden gibt es am Straßenrand entweder Industriegebiete, militärisches Sperrgebiet oder Wohnhäuser. Dazwischen gibt es nichts. Kein Wunder: die Stadt ist ein wichtiges Handels- und Industriezentrum, Endpunkt einer langen Ölpipeline aus dem Nordirak, wichtiger Mittelmeerhafen und nicht zuletzt einer der regional bedeutendsten US-Luftwaffenstützpunkte.
Mittelmeer, die Zweite |
Iskenderun I |
Iskenderun II |
Iskenderun III |
Bei der Suche nach einer Unterkunft begehe ich aber einen Wiederholungsfehler: Wenn ich eigentlich schon an der Stelle bin, die mich als Übernachtungsplatz anspricht, quatsche ich noch Leute wegen irgendwelchen Sachen an. So auch diesmal:
Vor mir erhebt sich ein schöner Hügel, der sich als Schlafplatz eignen könnte. Daneben ist aber der Weg zu einem größeren Gebäude. Schon wieder eine Kaserne? Ich fahre einfach den Weg entlang und frage zwei junge Leute:
"Nein, das ist eine Hochschule!"
"Super!"
"Wieso fragst Du?"
"Weil ich da oben auf dem Berg übernachten will."
Dann geht es weiter wie gewohnt: Die beiden Studenten Tayfun und Erhan warnen mich vor der Übernachtung auf dem Berg. Es sei zwar kein militärisches Gebiet, es gebe aber gefährliche Schlangen, Skorpione, Mücken und anderes wildes Getier. Auf keinen Fall dort übernachten! Schließlich kann ich mich nicht mehr rausreden. Da helfen auch alle Versuche nicht, alle meine bisherigen Schlafplätze aufzuzählen.
Na ja, die beiden Jungs machen einen netten Eindruck. Sprachlich hapert es zwar gewaltig, aber das ist in Ordnung. Dumm ist nur, dass ich erst wieder den ganzen Berg runter muss. Die beiden schaffen es aber, den Busfahrer von der dringenden Notwendigkeit meiner Mitnahme zu überzeugen, inklusive Fahrrad. Dumm ist nur, dass wir, in der Stadtmitte angekommen, auf der anderen Stadtseite wieder den Berg rauf müssen. Dort wohnt nämlich Erhan. Wenigstens in ein schönes Viertel.
Noch ein Tipp: Bevor man Leute nach einem Schlafplatz fragt - alles Notwendige für die Nacht zusammenpacken! Denn wenn man erst mal im Haus drinnen ist, kommt man kaum noch ans Rad ran. Nicht dass etwas geklaut wird; aber es ist blöd, wenn die Unterwäsche für die Nacht, die Zahnbürste, der Schlafsack, das Wörterbuch und sonst was fehlen.
Wir gehen noch ein paar Stunden in die Stadt, laufen am Strand entlang und trinken Bier. Ein netter Abend!
Iskenderun IV |
mit Erhan und Tayfun |
Iskenderun VI |