Tag 18 –Tierkadaver und Flaschenpfand – Vukovar – Novi Sad
MI, 18.April 2007 –Tierkadaver und Flaschenpfand
Vukovar – Novi Sad
Wir frühstücken um 8 mit Pater Zlatko Špehar, danach besichtigen wir noch die Kirche, unter der sich immer noch Bomben aus dem Krieg befinden. Stück für Stück wird sie restauriert, die Kriegsschäden sind im Inneren nicht zu übersehen – auch wenn sie außen vollständig renoviert ist. Krieg macht also auch nicht vor heiligen Plätzen oder Gebetshäusern Halt (was sich während der Reise sicher noch einige Male zeigen wird).
Wir bekommen vom Pater noch ein Empfehlungsschreiben für die Franziskaner in Novi Sad und Belgrad mit auf den Weg. Um 9 Uhr starten wir dann vom Franziskanerkloster Vukovar.
Die folgende Strecke führt durch viele Dörfer. Männer trinken hier frühmorgens schon ihr Bier, lassen sich aber auch nach einer netten Frage danach nicht dabei fotografieren. Die Frauen hier grüßen seltenst zurück. Ihre Zurückhaltung drückt sich bildlich perfekt aus durch ihre Kopftücher und ihre Arbeitskleider, die an Millets Ährenleserinnen oder van Goghs Bilder von der Landbevölkerung erinnern. Oder, mit ein bisschen Phantasie, an Kopftuch tragende Muslima.
Ich stelle mir hier die Frage, wie man den Menschen hier begegnen soll. Schließlich sind wir hier nicht am Strand von Kroatien, wo die Touristen lange schon wieder die Gegend bevölkern. Wir halten uns hier an Orten auf, die wir fast nur von den Kriegsnachrichten kennen. Ihr unrühmlicher Bekanntheitsgrad ist sprichwörtlich noch “blutjung”.
Bruder Zlatko Spehar |
Kirche direkt nach dem Krieg und heute |
Wasserturm Vukovar |
Warnung vor Minen |
Kriegsgräber |
Wir überschreiten die Grenze bei Ilok, kommen von Kroatien über die Donau nach Serbien. Die Strecke geht offiziell zwar weiter auf einem Radweg, dieser teilt sich seinen Teer aber mit einer Bundesstrasse. Besonders gemütlich ist es also nicht. Außerdem gibt es eine weitere Änderung: Das erste Mal seit etwa 10 Tagen haben wir wieder über längere Strecken Steigungen vor uns, haben Höhenunterschiede zu bewältigen. Eines hat sich aber fortgesetzt auf den befahrenen Strassen: Die Frage, zu welchem Tier das auf der Strasse klebende Fell gehört – Hund, Katze, Maus, Igel, Kaninchen, Schlange,…?
Die Fahrt ist heute recht kurz, um 15:45 kommen wir in Novi Sad an. Wir besichtigen zuerst die Stadt. Zwischendurch gibt es einen kurzen Regenschauer, ansonsten scheint immer die Sonne.
Danach treffen wir die Kapuziner, bei denen uns Pater Zlatko empfohlen hat. Wir besuchen die ungarische Messe (für die hiesige Minderheit). Danach beziehen wir unser Lager und bekommen noch einen Kaffe angeboten.
Am Abend versuche ich, Bier einzukaufen. Und zwar in der Form, wie ich es am liebsten habe: in einer Flasche. Aber nichts da!
Wer die von 2003 bis letztes Jahr in Deutschland bestehenden verschiedenen Pfandsysteme schrecklich fand, wird hier eines ganz anderen belehrt: Keine Pfandflasche, keine neue Flasche! Hä? In Deutschland könnte man mit so einer beknackten Idee ein paar Lacher abbekommen am 1.April oder bei „Verstehen Sie Spaß?“.
Hier aber ist es ernst gemeint: Wer keine leere Flasche abgibt, bekommt auch keine neue! Anscheinend haben die hier keine gro0e Anzahl an Touris, um mal über diese kuriose Regelung nachzudenken. Wahrscheinlich werden sie damit aber auch nicht gerade viele neue Gäste finden. Vor allem: Wie gehen die Serben selbst damit um? Kriegt man zur Geburt und dann an jedem weiteren Geburtstag eine leere Flasche vermacht? Kriegt man vom Vater zum 16.Geburtstag „als Geschenk“ einen leeren Kasten Bier?
Am Abend treffe ich mich noch mit Peter im Zentrum, wo wir uns – problemlos – frisch gezapftes Bier im “Gren Pub Doo” gönnen.
Ankunft in Serbien |
Synagoge in Novi Sad |
Nachts in Novi Sad |