Tag 15 - Fast Heimatgefühle: Bei den Donauschwaben

SO, 15.April 2007 - Fast Heimatgefühle: Bei den Donauschwaben


Budapest - Harta

Am frühen Morgen unternehme ich noch eine kleine Stadtrundfahrt mit dem Rad, fahre dabei vor allem auf die andere Donauseite:
Da wir fast direkt neben der faszinierenden Grossen Synagoge untergekommen sind, mache ich mich noch kurz auf den Weg zur größten Synagoge Europas. Die anliegende Seitenstrasse ist abgesperrt und von der Polizei bewacht ist. Ein wichtiger Besuch? Oder nur die üblichen „Sicherheitsmaßnahmen“ bei jüdischen Einrichtungen ?
Weiter fahre ich einen Teil der “Strasse der Kulturen” ab und über die Kettenbrücke - an Museen und Kirchen und den weißen Mauern der Fischerbastei vorbei - zum Budaer Burgviertel , das seit 1987 auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes steht. Von dort aus hat man – an diesem sonnigen Morgen ohnehin - einen klasse Blick auf das Parlament, das auf der anderen Donauseite direkt hinter dem Ufer steht.

Noch kurz zu Budapest: Die Stadt setzt sich wie ihr Name vermuten lässt zusammen aus den früher selbständigen Städten Buda, Pest und Óbuda, die 1872 vereint wurden. Interessant ist auch, dass die Stadt trotz mehrfacher Zerstörungen immer noch eine imposante Ausstrahlung hat.

 

Synagoge Budapest
Synagoge Budapest
Gedenktafel für 1956
Gedenktafel für 1956
Kettenbrücke
Kettenbrücke
Budaer Burg und Kirche
Budaer Burg und Kirche
 Budaer Burg
Budaer Burg
Unsere Unterkunft
Unsere Unterkunft
 

 

Zurück bei unserer Unterkunft, starten wir um Viertel nach 9 mit der Weiterfahrt. Wir merken beide bald, dass sich der Erholungstag nicht so ausgewirkt hat, wie wir es uns versprochen haben. Schmerzen sind immer noch da, aber immerhin wechseln sie sich ab. Mal hier, mal da. Also auch eine Möglichkeit, seinen Körper kennen zu lernen. Und das trotz Rückenwind und einer ebenen Strecke.

Die heutige Strecke erinnert mich teilweise an den Oberrheingraben, ist also fast wie zu Hause.

Gegen 18:00 kommen wir in Harta an. Eigentlich wollen wir noch weiter, aber unsere Körper gebieten uns Einhalt. In diesem kleinen Dorf begeben wir uns gleich zur Dorfkirche. Vor dem Gemeindezentrum werden wir von einigen Kindern weitergeleitet, denn um die Kirche herum gibt es momentan wohl keinen Ansprechpartner für uns. Eine Strasse weiter klopfen wir an, doch niemand öffnet. Aus Prinzip und guten Erfahrungen probiere ich es einfach an der nächsten Türe. Eine Frau öffnet uns und leitet uns an eine Bekannte weiter, da sie mit uns sprachlich nicht weit kommt. Diese Bekannte, Elisabeth, spricht deutsch und hilft uns weiter. Wir erklären die Situation und unser Anliegen. Schließlich nimmt sie sich ein Herz und lädt uns zu sich ein.
Elisabeth ist – wie das ganze Dorf – Nachkomme der (Donau-)Schwaben, die sich hier, die Donau abwärts fahrend, vor 200-300 Jahren angesiedelt haben. Sie hat die deutsche Sprache noch über ihre Eltern gelernt, die Kinder und Enkel aber nur noch über die Schule. Eigentlich wäre diese Reise auch Anlass genug, eine Diplomarbeit über die Entwicklung und Verbreitung der deutschen Sprache zu schreiben. Also, liebe Linguisten: Eine Reise nach Jerusalem ist es wirklich wert…
Trotz Angebot schauen wir uns heute keinen „Tatort“ an. Wenigstens hat der SC Freiburg 3:0 gewonnen.
Wir machen uns lieber auf den Weg zur nächsten Kneipe bzw. einem Internetangebot. Vor dem “Wirtshaus” werden wir von Attila weitergeleitet in den Pizzaladen. Dort verbringe ich eine gute Zeit vor dem Rechner und lerne Karoly kennen. Er ist Chef des Ladens und fährt alle zwei Wochen nach München, um so sein Geld zu verdienen. Deutsch spricht er hervorragend, wie auch viele andere hier.

Blütenregen
Blütenregen
Harta, ein schwäbisches Dorf
Harta, ein schwäbisches Dorf
Unterkunft bei Elisabeth
Unterkunft bei Elisabeth
Vor dem Wirtshaus
Vor dem Wirtshaus

 

Das Fassbier hier war super, leider habe ich den Namen vergessen. Da ihr aber alle internetbegabt seid, könnt ihr bei Interesse mal in der Pizzeria in Harta anrufen. Einfach nach Karoly verlangen…

Nachtrag: Die Partnerstadt bzw. -dorf von Harta ist Lossburg, das heute in Baden liegt. Die Schwaben sind von dort aus 1723 mit dem Schiff die Donau runtergefahren und haben sich unter anderem in Harta angesiedelt.

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